Männer vernachlässigen laut einer Studie zu oft die eigene Gesundheit und werden im Vergleich zu Frauen häufiger krank. Foto: dpa

Männer sind laut einer Studie öfter und schwerer krank als Frauen und fehlen auch öfter bei der Arbeit. Verletzungen, Rückenschmerzen und Herzprobleme sind typische Männerkrankheiten.

Männer sind öfter und schwerer krank als Frauen und fehlen auch öfter bei der Arbeit. Das besagt eine Studie der Krankenkasse Barmer GEK. Dass es um die Männergesundheit schlecht bestellt ist, liegt nach Meinung von Medizin-Historikern nicht am Mann selbst, sondern an seiner Rolle in der Gesellschaft.

Stuttgart - Männer sind das starke Geschlecht – und sterben doch im Schnitt rund sechs Jahre vor den Frauen. Und es gibt noch mehr Unterschiede in den Gesundheitsstatistiken: Männer bekommen früher einen Herzinfarkt und haben ab dem 30. Lebensjahr doppelt so häufig Probleme mit der Bandscheibe und sie verletzen sich überdurchschnittlich oft.

Die neuste Statistik, die diese geschlechtsspezifischen Unterschiede ausfindig gemacht hat, stammt von der Krankenkasse Barmer GEK. Zusammen mit dem Hannoveraner Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung hat sie die Daten von 3,6 Millionen beschäftigten Versicherten untersucht und festgestellt: „Aus dem gesunden Idealbild Mann ist ein schwieriger Behandlungsfall geworden“, sagt Harald Müller, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Baden-Württemberg.

„Männer sind keine Gesundheitsidioten“

Viele der geschlechtsspezifischen Unterschiede sind hausgemacht: „Männer leben ein höheres Risiko“, sagt Martin Dinges vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. In der Mehrzahl verkürzen sie ihre Lebenserwartung durch einen eher sorglosen Umgang mit der Gesundheit sowohl in jüngeren Jahren – aufgrund von Risikosportarten oder leichtsinnigerem Verhalten im Straßenverkehr –, als auch im mittleren Lebensalter. Denn da droht hoher Arbeitsdruck, mangelnde Bewegung und falsche Ernährung. Im Alter treten die typischen Folgeerscheinungen dieser Lebensweise auf – Herzproblemen und Bluthochdruck. Dabei wären viele Leiden vermeidbar, so Harald Müller von der Barmer GEK. Denn Vorsorgeangebote – auch kassenärztliche – gibt es genug.

Die Vermutung, dass Männer eben nur zu bequem sind, um ihren Lebensstil umzukrempeln, stimmt allerdings nicht, warnt Dinges: „Männer sind weder Gesundheitsidioten noch präventionsresistent.“ Die männliche Zurückhaltung gegenüber Gesundheitsthemen hat vielmehr gesellschaftliche Gründe: Männer neigen im Gegensatz zu Frauen dazu, Beschwerden zu ignorieren und verdrängen. Damit entsprechen sie der kulturell geprägten Erwartung nach Stärke und Leistungsfähigkeit.

Männersprechstunden beim Arzt

Bis sich das Männlichkeitsbild in der Gesellschaft ändert, wird es allerdings dauern: Denn dazu müssten schon in der Kindheit die ersten Weichen gestellt werden. Aber schon jetzt könnte seitens der Gesundheitspolitik und Wirtschaft einiges unternommen werden, um Männer für Gesundheitsproblematiken zu sensibilisieren: „Männer wurden in Sachen Gesundheit bisher zu wenig und auch nicht angesprochen“, sagt Dinges und erzählt von Einladungen zu Rückenkursen, in denen Sätze stehen wie „Ziehen Sie bequeme Kleidung an und bringen Sie eine Decke mit“. In solchen beworbenen Kursen sei garantiert kein Mann zu finden.

Dinges plädiert dafür, die Männer besser im Alltag aufzuklären: „Rückenkurse während der Arbeitszeit oder längere Öffnungszeiten mit Männersprechstunden bei Fachärzten könnten einiges bewirken.“ Wie Recht Dinges haben könnte, zeigt eine Roland Berger Studie: Demnach sind Männer zwischen 35 und 49 Jahren, die selten Sport treiben und oft rauchen, die ideale Zielgruppe für gesundheitsfördernde Maßnahmen im Betrieb. Sie machen rund 78 Prozent der Berufstätigen aus und sind gesundheitsfördernden Maßnahmen am Arbeitsplatz aufgeschlossen.