Auch einige Briefkästen könnten dringend einen neuen Anstrich vertragen. Foto: Bernd Zeyer

Mieter fordern von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft ein Sanierungskonzept für die Keltersiedlung. Die Zustände seien unzumutbar und Mängel gebe viele.

Zuffenhausen - Eigentlich waren die beiden SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi und Helmuth Caesar in den Bezirksbeirat gekommen, um die Aktivitäten der Wohnungs- und Städtebaugesellschaft in Zuffenhausen vorzustellen. Allerdings blieb es nicht beim bloßen Bericht: Anwohner der Keltersiedlung beklagten sich über die dortigen Zustände und forderten die SWSG-Vertreter auf, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen.

Für die Mieter seien die Zustände unzumutbar

„So kann es nicht weiter gehen. Wir brauchen unbedingt Sanierungen“, sagte eine Mieterin einer Wohnung in der Langenburger Straße. Dabei, so betonte sie, setze man auf Dialog mit der SWSG, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Deutlich härter ging Susanne Bödecker von der Bezirksbeiratsfraktion SÖS/Linke/Plus mit der Wohnungsbaugesellschaft ins Gericht. In der Keltersiedlung, so Bödecker, würden unhaltbare Zustände herrschen. „Sie haben sich Ihrer Haftung entzogen“, warf sie den SWSG-Geschäftsführern vor. Ende September 2014, so berichtete Bödecker, habe es einen Termin vor Ort gegeben, bei dem sie mit dabei gewesen sei – ebenso wie ein Dutzend Mieter aus der Langenburger, Künzelsauer und Ingelfinger Straße. Auch Vertreter der SWSG hätten an dem Treffen teilgenommen, seien auf die Mängel aufmerksam gemacht worden und hätten eine Stellungnahme in Aussicht gestellt. Passiert sei bis heute nichts.

Es soll sich zeitnah etwas ändern in der Keltersiedlung

Samir Sidgi betonte im Bezirksbeirat, dass die SWSG ihrer Instandhaltungspflicht nachkomme. Allerdings könne man nicht an allen Stellen gleichzeitig sein. „Von den Sanierungsausgaben her sind wir an unserer Leistungsgrenze“, sagte Sidgi. So habe man im Jahr 2013 stuttgartweit 27 Millionen Euro in Instandhaltungen gesteckt. Helmuth Caesar sagte, die SWSG wolle „zeitnah“ etwas in der Keltersiedlung unternehmen. Bevor man mit konkreten Plänen an die Öffentlichkeit trete, werde man aber die Mieter informieren.

Im Winter ziehe es wie Hechtsuppe, doch das sei nicht alles

Gut drei Wochen nach der Bezirksbeiratssitzung warten die Mieter nach wie vor auf eine Stellungnahme der SWSG, der Unmut ist immer noch groß. „Seit 2001 wohne ich in der Siedlung. Seit damals ist nichts gemacht worden“, erzählt eine Anwohnerin der Langenburger Straße, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Schlimmstes Problem in ihrer Wohnung seien die maroden Fenster, die sich nicht mehr richtig schließen ließen. „Im Winter zieht es hier wie Hechtsuppe“, berichtet sie. Zudem würden die undichten Fenster die Heizkosten in die Höhe treiben. Es gebe aber noch zahlreiche andere Probleme. So seien von einem Gebäude am helllichten Tag die Fensterläden auf die Straße gefallen, verletzt worden sei zum Glück niemand. Kaum weniger gefährlich seien wackelnde Geländer im Hausflur. Die Mängelliste ist freilich noch länger: bröckelnde Fassaden, marode Elektroinstallationen, feuchte Wände und Schimmel finden sich dort ebenso wie ungebetene Gäste. Im Frühling bahnten sich Ameisen einen Weg durch die Mauern und tauchten dann in den Wohnungen auf. Alle zwei bis drei Jahre, so erzählt die Anwohnerin, hätten sich Mieter an die SWSG gewandt, vor zwei Jahren sei es einigen dann zu viel geworden und sie hätten eine Mieterinitiative ins Leben gerufen. Mittlerweile gehe die Angst um, dass die Gebäude aus wirtschaftlichen Gründen nicht saniert, sondern durch Neubauten ersetzt würden. Dies wiederum hätte höhere Mieten zur Folge, die sich viele Menschen nicht leisten könnten. Auch in diesem Zusammenhang könne eine Stellungnahme der SWSG Klarheit schaffen.

Gegenüber der Nord-Rundschau gibt sich die SWSG ebenfalls zugeknöpft. „Zum Thema Keltersiedlung können wir noch nichts sagen. Unsere Planungen sind noch nicht abgeschlossen“, so lautet die Antwort auf eine Nachfrage unserer Zeitung. Zunächst wolle man das Gespräch mit den Mietern suchen, dann könne man mit Details über Bau- und Modernisierungsvorhaben an die Öffentlichkeit treten.