Der Verkehr ist in den Städten noch immer der einer der Hauptgründe für die schlechte Luft. Darunter leiden vor allem die Kinder. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Die Schadstoffbelastung in Ballungsräumen ist trotz vieler Gegenmaßnahmen weiter hoch. Die EU-Umweltagentur mahnt zu mehr Vorsorge.

Die Luftqualität in Europa wird besser, dennoch sind die Schadstoffwerte vor allem in den Städten weiter viel zu hoch. Zu diesem Ergebnis kommt die EU-Umweltagentur (EEA) in ihrem neusten Bericht. Darin betonen die Wissenschaftler, dass vor allem Kinder und Jugendliche unter der Umweltverschmutzung leiden. Schätzungen zufolge führt sie jedes Jahr zum vorzeitigen Tod von mehr als 1200 jungen Menschen. Außerdem steigern die Belastung durch Schadstoffe in der Luft für Heranwachsende das Risiko für Krankheiten im weiteren Lebensverlauf erheblich.

Ungeborenen Kinder leiden unter Schadstoffen

Nach Aussagen der EU-Umweltagentur wirkt sich die erhebliche Luftverschmutzung in Ballungsräumen bereits im Mutterleib auf das Wachstum der noch ungeborenen Kinder aus. Eine der Folgen ist etwa ein geringeres Geburtsgewicht. Bei Kleinkindern werden danach reduzierte Lungenfunktionen festgestellt und es kommt vermehrt zu Infekten der Atemwege. Zudem sind die Heranwachsenden anfälliger für Allergien und später im Erwachsenenalter für chronische Erkrankungen. Kinder und Jugendliche sind nach Aussagen der Forscher besonders gefährdet, weil sich ihre Organe und ihr Immunsystem noch in der Entwicklung befinden.

Aus diesem Grund fordert die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde mit Nachdruck, dass die einzelnen Länder mehr zum Schutz der kindlichen Gesundheit vor den negativen Folgen der Luftverschmutzung tun müssen. Die erhobenen Daten zeigen, dass vor allem in Mittelosteuropa und Italien die Belastungen mit verschiedenen Schadstoffen weiter hartnäckig über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerten liegen. Hauptgrund der dortigen Feinstaubbelastung ist die Verbrennung fester Brennstoffe wie Kohle beim Heizen und in der Industrie.

Die Luftverschmutzung der Quelle reduzieren

„Wir können Kinder nicht wie kleine Erwachsene betrachten, wenn es um Umweltrisiken und Luftverschmutzung geht“, sagte der EEA-Experte Gerardo Sanchez. Sie hätten unter anderem eine höhere Atemfrequenz, atmeten mehr durch den Mund, befänden sich näher am Boden und hätten ein geringeres Gewicht. Ihre Biologie sei anders, aber auch die Art und Weise, wie sie Luftverschmutzung ausgesetzt seien. Um Kinder besser zu schützen, sei es am wichtigsten, die Luftverschmutzung an der Quelle - also im Verkehr, in der Industrie und beim Heizen - zu reduzieren, betonte Sanchez. Eine gute Maßnahme sei auch, sich auf eine Verbesserung der Luftqualität rund um Schulen und Kindergärten zu konzentrieren, etwa durch mehr Grünflächen.

Deutschland eher im Mittelfeld

Im Ranking der Städte mit der saubersten Luft schneidet Deutschland nicht wirklich gut ab. Die geringste Feinstaubbelastung wurde in Faro in Portugal sowie Umeå und Uppsala in Schweden gemessen, wie aus den jüngsten Vergleichswerten von 375 europäischen Städten hervorgeht. Die besten Werte unter den deutschen Städten erzielen Kiel (Rang 19) und Göttingen (22). Stuttgart, das lange Jahre als Feinstaubhochburg galt, findet sich auf Platz 111 wieder, weit vor Berlin (238). Generell stufen die Umweltexperten Deutschland je nach Schadstoff unterschiedlich ein: Beim Feinstaub liegt die Bundesrepublik im vorderen Mittelfeld der analysierten Staaten, beim vor allem aus dem Straßenverkehr stammenden Stickstoffdioxid schneidet sie dagegen aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens mit am schlechtesten ab.