Die Lokführer wollen zwei Stunden weniger pro Woche arbeiten und streiken dafür: Zugausfälle und Verspätungen sind die Folge Foto: Peter Petsch

Reisende müssen in den kommenden Tagen mit gestrichenen Zug- und Flugverbindungen oder Verspätungen rechnen. Der Arbeitssoziologe Klaus Dörre zeigt Verständnis für die Anliegen beider Berufsgruppen.

Stuttgart/Frankfurt - Die Lage im Bahnverkehr hat sich nach dem Warnstreik am Montagabend wieder normalisiert. Allerdings müssen Reisende auch in den kommenden Tagen mit Zugausfällen rechnen. Die Fronten im Tarifstreit bleiben verhärtet. „Es könnte noch ein, zwei Warnstreiks geben“, sagte eine Sprecherin der Lokführergewerkschaft GDL am Dienstag. Sollte die Deutsche Bahn nicht einlenken, würde parallel in einer Urabstimmung über einen Dauerstreik entschieden.

Auch bei den Piloten der Lufthansa ist eine Einigung im Tarifstreit nicht in Sicht. Anders als die Eisenbahner will die Gewerkschaft Cockpit ihre Streiks jedoch einen Tag zuvor ankündigen und darauf achten, dass Lokführer und Piloten nicht gleichzeitig streiken.

Der Arbeitssoziologe Klaus Dörre, Professor an der Universität Jena, zeigt Verständnis für die Anliegen beider Berufsgruppen. „Niemand nimmt gerne Abstriche hin“, sagte er unserer Zeitung. Für ihn könnte vor allem die Forderung der GDL nach einer Arbeitszeitverkürzung des Bahnpersonals von 39 auf 37 Stunden Signalwirkung auch für andere Tarifauseinandersetzungen haben. So gebe es in Deutschland viele Berufsgruppen wie etwa Schichtarbeiter, die enorm belastet seien. Auf der anderen Seite würden viele Teilzeitkräfte gerne länger arbeiten. „Die ungerechte Verteilung der Arbeitszeiten in Deutschland muss auf die Agenda“, sagte Dörre. Neben der Verkürzung der Wochenarbeitszeit verlangt die GDL fünf Prozent mehr Lohn sowie bessere Schichtpläne. Erstmals will die Gewerkschaft dabei neben den Lokführern auch das Zugpersonal mit einbeziehen.

Bei den Piloten geht es vor allem um den Erhalt der Übergangsregelungen. Bisher kann ein Flugkapitän mit 55 Jahren in den Vorruhestand und erhält dann bis zum Renteneintrittsalter 124 000 Euro pro Jahr.