Wie die Römer früher lebten und arbeiteten, zeigt sehr anschaulich das Limesmuseum. Dort finden am 27. und 28. September die Römertage statt Foto: Max Kovalenko

Die römische Vergangenheit ist in der Stadt Aalen bis heute präsent . Einst befand sich hier das größte römische Reiterkastell nördlich der Alpen. Vor 50 Jahren entstand auf dem Gelände das Limesmuseum.

Aalen - Wo es keine natürlichen Grenzmarkierungen wie Flüsse oder Gebirge gab, zogen die Römer ihre Reichsgrenzen durch Grenzwälle, sogenannte „limites“. Sie waren nicht zur Abwehr von Angriffen gedacht und dazu meist auch gar nicht geeignet. Sie sollten primär die Kontrolle des täglichen Waren- und Personenverkehrs und eine schnelle Nachrichtenübermittlung zwischen den Wachposten gewährleisten. Neben der Funktion als militärisches Frühwarnsystem dienten sie als Zollgrenzen und ihre Grenzübergänge als Marktplätze für den Außenhandel. Der Obergermanisch-Rätische Limes ist das längste Bodendenkmal in Europa und noch längst nicht in seiner Gesamtheit erforscht, 550 Kilometer verlaufen in Deutschland, 164 davon in Baden-Württemberg von Walldürn im Odenwald bis Halheim im Ostalbkreis. Nur vier Kilometer Luftlinie vom Limesmuseum entfernt stößt man auf Teile des Limes. Seit Juli 2005 gehört der Limes zum Unesco-Welterbe.

Das Limesmuseum in Aalen ist das größte Römermuseum Deutschlands, es wird als eine Zweigstelle des Archäologischen Landesmuseums geführt. Obwohl es sich mit Vorgängen beschäftigt, die mehr als 1800 Jahre zurückliegen, ist es keineswegs „angestaubt“. Ganz im Gegenteil. Im Museum wird die Geschichte der Provinz Rätien und Obergermanien sowie die Geschichte rund um das militärische und zivile Leben am Limes hochinteressant dargestellt, auf Tafeln, anhand von wertvollen, originalen Ausgrabungsstücken – alles Unikate – und mit der Teilrekonstruktion einer Reiterbaracke im Freien.

Mitmachen und selbst aktiv werden ist im Limesmuseum erwünscht. Vor allem Kindern muss man das nicht zweimal sagen. Sie schlüpfen gerne in die alten römischen Kostüme und zwängen sich in schwere Rüstungen, die im Untergeschoss kostenlos bereitliegen.

So macht Geschichte Spaß

Die Grundschüler Hannah und Paul kleiden sich von Kopf bis Fuß römisch ein und haben mit den schwergewichtigen Kleidungsstücken, großen Schwertern und Verteidigungsschilden ihren Spaß. Die Kinder sind im wahrsten Sinne des Wortes „gerüstet“. So macht Geschichte Spaß. Opa zückt die Kamera. Das Limesmuseum ist wahrlich ein Mehr-Generationen-Haus. Bis zu 60 000 Besucher kommen im Jahr. „In letzter Zeit kommen immer mehr Chinesen zu uns“, erzählt der Leiter des Museums, Ulrich Sauerborn. „Sie meinen, der Limes sei ein Bauwerk ähnlich ihrer Chinesischen Mauer.“ In dieser Hinsicht muss er die Besucher aus dem Land der aufgehenden Sonne allerdings enttäuschen, in großen Teilen verläuft der Limes nämlich unter der Erde. Dafür stehen die Asiaten in der Ausstellung fasziniert vor einer über sechs Meter hohen Säule zu Ehren des Gottes Jupiter, vor Stoßlanzen und Schwertern, schweren Kettenpanzern und mit Spikes benagelten Sandalen. Bestaunt werden auch die in aufwendiger Technik hergestellten Werkzeuge, das Geschirr, Schmuck und die geprägten Münzen. Überbleibsel und Funde aus einer Zeit, die von hoher Handwerkskunst geprägt war. Das unterstreicht auch die Sonderausstellung „Gebrochener Glanz“ aus Anlass des 50-jährigen Geburtstages. Drei Jahre Vorbereitung hat es für die Schau gebraucht, die bereits in Bonn zu sehen war. „Es ist die größte Ausstellung, die es zu diesem Thema je gab“, ist Sauerborn stolz. Die gezeigten Stücke kommen aus ganz Europa. Die Schau beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass Kaiserstatuen oft von Bürgern vom Sockel gestoßen und bewusst zerstört worden sind.

Das Limesmuseum Aalen steht direkt auf dem Gelände des größten römischen Reiterkastells nördlich der Alpen, 1000 Soldaten waren hier mit ihren Pferden stationiert. Wie damals gelebt wurde, wird in der Reiterbaracke vermittelt. Zwei bis drei interessante Stunden kam man im Limesmuseum ohne Mühe verbringen. Oder auch einen ganzen Tag. Zum Beispiel am letzten Septemberwochenende, 27. und 28. September, dann wird das Kastell richtig mit Leben erfüllt sein, wenn zum 12. Mal die Internationalen Römertage stattfinden.

Zwei tolle Tage mit spannendem Programm

Zu dieser Veranstaltung, die nur alle zwei Jahre auf dem Programm steht, werden über 35 Gruppen und 250 Mitwirkende aus fünf europäischen Ländern erwartet. „Es handelt sich um das größte Römertreffen in Europa, und dieses Mal, zu unserem Jubiläum, sind die berühmtesten Römergruppen Europas dabei“, freut sich Museumsleiter Ulrich Sauerborn auf zwei spannende Tage mit tollen Programmpunkten im Museum und auf dem Kastellgelände sowie „viele Besucher“.