Sigrid Ramge liest am 10. Mai aus ihrem neuen Roman „Maifrost“. Foto: Susanne Müller-Baji

Sigrid Ramge stellt ihren neuen Roman „Maifrost“ am Dienstag, 10. Mai, in der Stadtteilbibliothek in Stuttgart-Zuffenhausen vor.

Zuffenhausen - Einen Namen hat sie sich mit Lokalkrimis wie „Tod im Trollinger“ gemacht, doch jetzt erscheint Sigrid Ramges Herzensprojekt: Mehr als zehn Jahre lang hat sie immer wieder an der deutsch-deutschen Familiensaga gearbeitet. Die Mühe hat sich gelohnt: „Maifrost“ macht die große Bühne der Weltgeschichte im Kleinen erfahrbar – in ihren unmittelbaren Auswirkungen vor der eigenen Haustür. Und liest sich dabei so spannend, wie nur das wahre Leben spielen kann.

Der Anfang mutet noch an wie eine Kriminalgeschichte: Katja Läpple kehrt zurück in die alte Heimat ihrer Mutter Anne Stanbek, die in Jena des Mordes verdächtigt wird. Was die Tochter dort in der Familienchronik liest, bildet nahezu ein Jahrhundert deutsche Geschichte ab: Von den Weltkriegen und dem Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung schlägt der Roman den Bogen, Gesellschaftssysteme kommen und gehen und schieben die Bewohner des Familiensitzes „Villa Aline“ allzu oft wie Spielfiguren hin und her. Was in der Vergangenheit kaum mehr als eine Erschütterung war, führt schließlich noch nach Jahrzehnten mit der Zielsicherheit einer griechischen Tragödie in die Katastrophe.

Die Autorin Sigrid Ramge stellt sich einem ehrgeizigen Stoff, und sie tut es mit großem Erfolg, auch, weil sie kennt, was sie hier beschreibt: Zwar betont sie, dass die Personen im Buch fiktiv sind, aber die Kindheit in Thüringen, den Neuanfang im Wirtschaftswunder-Stuttgart und die damit einhergehende Zerrissenheit zwischen Welten kennt sie aus eigener Erfahrung. Für das Buch ist dies ein großer Gewinn und wird beim Leser vielleicht sogar Begebenheiten in der eigenen Familie in Erinnerung rufen – in Jena und in Stuttgart gleichermaßen.

Zum Schreiben in die Literatur-Burg Ranis zurückgezogen

Die Wahl-Zuffenhäuserin hat viel Zeit in das Buch investiert und sich zum Schreiben mehrfach auf die thüringische Literatur-Burg Ranis zurückgezogen, in eine kleine Schriftstellerwohnung „ganz oben im Turm“ wie Sigrid Ramge erzählt. Einerseits nutzte sie die Arbeitsaufenthalte für Recherchen vor Ort, andererseits sorgen diese für zusätzliches Lokalkolorit. Der Roman war danach schon fast fertig gestellt, so Ramge, als der erste Stuttgartkrimi dazwischen kam und die Leser bald nach mehr verlangten. Vier Krimis sind es bislang, doch „Maifrost“ sei bei alledem ihr Herzensprojekt geblieben.

Zu Recht, denn das Buch schafft es, die Geschichte gekonnt auf das Erleben einer Familie herunter zu brechen und so das Große im Kleinen erfahrbar zu machen: Da wird die Kuckucksuhr als letztes Stückchen Heimat noch in den Luftschutzkeller mitgenommen und der Buchschrank steht noch nach Jahrzehnten für wahre menschliche Größe. Am Schluss steht die Erkenntnis, dass die Zeit zwar viele Wunden heilt, aber längst nicht alle. Im Grunde empfiehlt sich „Maifrost“ auch für Schullesungen, denn nicht oft kommt ein geschichtlicher Stoff gleichzeitig so spannend daher.

Was hat sich Ramge als nächstes vorgenommen? Vielleicht werde es einen weiteren Stuttgartkrimi geben, wieder mit einem Wein im Mittelpunkt, überlegt sie. Nach Trollinger, Lemberger, Cannstatter Zuckerle und Riesling biete sich ja schließlich noch der Burgunder an. Bis dahin steht aber zu hoffen, dass „Maifrost“ der Erfolg beschieden ist, der ihm zweifellos zusteht.

Die Premierenlesung findet am Dienstag, 10. Mai, um 19.30 Uhr in der Zuffenhäuser Stadtteilbibliothek, Burgunderstraße 32, statt. Um Anmeldung unter der Telefonnummer 21 69 16 23 oder per E-Mail an stadtteilbibliothek.zuffenhausen@stuttgart.de wird gebeten.

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.sigrid-ramge.de