Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard II A6 des Panzerbatallions 104 steht am 24. Mai 2023 in der Oberpfalzkaserne im bayrischen Pfreimd. Foto: Armin Weigel/dpa/Armin Weigel

Mit dem von Nato-Ländern gelieferten Leopard-2-Panzer hofft die Ukraine eine Wende im Krieg mit Russland zu erringen. Doch die vermeintliche Wunderwaffe ist nicht unzerstörbar. Und ihre Zahl ist begrenzt.

Der Leopard 2 gilt als militärische Wunderwaffe auf dem Gefechtsfeld. Lange bat die ukrainische Regierung um eine Lieferung des bis zu 62 Tonnen schweren Stahlkolosses. Nach vielen Monaten des Abwägens, Debattierens und Diskutierens gab die Bundesregierung Anfang des Jahres dann grünes Licht für den Waffentransfer.

Wie viele Leopard-1-Panzer liefert Deutschland an die Ukraine?

Mitte Mai verkündete die Ampelkoalition in Berlin, dass Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro an Kiew zugesagt worden seien. Unter anderem sollen 20 weitere Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1A5-Panzer und 4vier Flugabwehrsysteme Iris-T SLM von der deutschen Rüstungsindustrie bereitgestellt werden, wie das Verteidigungsministerium damals mitteilte.

Bis zum zweiten Quartal 2024 sollen es laut Bundesverteidigungsministerium mehr als 100 Leopard-1A5-Kampfpanzer für die Ukraine sein.

Wie hoch sind die Verluste der Ukraine an Leopard 2?

Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hat die Ukraine in den vergangenen Tagen an mindestens vier Frontabschnitten Gegenangriffe durchgeführt.

Demnach haben Gefechte in der Nähe der Stadt Bachmut, bei der Stadt Kreminna, im Südwesten der Region Donezk sowie im Westen der Region Saporischschja stattgefunden, hieß es unter Berufung auf Angaben aus Kiew, Moskau und von russischen Militärbloggern.

Ob und wie viele Leopard 2 die ukrainische Armee bisher verloren hat, lässt sich angesichts der russischen Propaganda-Meldungen und „Fake News“ nicht mit Sicherheit sagen.

Ist bereits ein Leopard-2-Panzer zerstört worden?

Während Moskau mit dem Abschuss gleich mehrerer Panzer prahlt, hält sich Kiew komplett bedeckt. Ein mutmaßlicher Abschuss nahe des Dorfes Novopokrovka in der Region (Oblast) Saporischschja ist von Kiew bislang nicht bestätigt worden.

Auf dem Drohnenvideo ist eine Kolonne von ukrainischen Fahrzeugen auf einem Feldweg in der südukrainischen Region zu sehen. Zur Kampfgruppe gehörten u. a. Leopard 2A4-Panzer. Zu sehen ist, wie die Ukrainer unter russisches Artilleriefeuer geraten und ein Panzer explodiert.

Wie hoch sind die bisherigen Militärhilfen Deutschlands für die Ukraine?

Nach eigenen Angaben hatte die Bundesregierung seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 20. Februar 2022 bis Mai 2023 Waffen und militärische Ausrüstung im Wert von 2,75 Milliarden Euro für die Ukraine genehmigt.

Hinzu kommt weiteres Material, das nicht genehmigungspflichtig ist. Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius summiert sich die militärische Unterstützung auf „etwas über vier Milliarden Euro“ (Stand: Mitte Mai 2023).

Warum liefert Deutschland seinen modernsten Kampfpanzer?

Nachdem Großbritannien die Lieferung von 14 Challenger 2-Kampfpanzern an die Ukraine bekannt gegeben hatten, zogen die USA nach. Sie versprachen Kiew die Lieferung von 31 M1 Abrams-Kampfpanzern.

Ende Januar 2023 erklärte sich auch die Bundesregierung bereit, der Ukraine zuerst 14 und später 18 Leopard 2A6 Kampfpanzer aus Bundeswehrbeständen zur Verfügung zu stellen. Die Weitergabe von im Besitz anderer Länder befindlicher Leopard 2 sollte genehmigt werden. Die 18 deutschen Panzer wurden laut Olaf Scholz Ende März 2023 an die Ukraine geliefert.

Wie viele Leopard 2 stehen der Ukraine zur Verfügung?

Der Gesamtbestand der Ukraine an Leopard-2-Panzern ist schwer zu beziffern. Insgesamt ist geplant, solche Kampfwagen zur Ausstattung von mindestens zwei Panzerbataillonen zur Verfügung zu stellen. Ein Bataillon umfasst in der Ukraine in der Regel 31 Kampfpanzer. Doch wer liefert all diese Waffensysteme?

Deutschland steuert 18 Leopard 2A6 bei.

Drei weitere Panzer kommen aus den Beständen Portugals sowie zehn Panzer der Typen Leopard 2A4 und A5 aus Schweden.

Das von Polen ausgestattete zweite Panzerbataillon der Ukraine besteht aus Leopard 2A4-Varianten, von denen 14 aus Polen, jeweils acht aus Norwegen und Kanada sowie sechs aus Spanien vollständig ausgestattet.

Damit könnte die Ukraine insgesamt 67 Leopard-2-Kampfpanzer in die bereits laufende Offensive stecken – so denn alle zugesagten Waffensystem auch ausgeliefert sind.

Dänemark und die Niederlande gaben am 20. April 2023 bekannt, dass sie gemeinsam weitere 14 Leopard 2A4 aus deutschen Industriebeständen kaufen, aufarbeiten lassen und der Ukraine ab Anfang 2024 kostenlos zur Verfügung stellen werden.

Damit würde sich die Gesamtzahl an ukrainischen Leopard-2-Panzern auf 81 erhöhen.

Info: Der deutsche Leopard 2A6 und der russische T-90M im Vergleich

LEOPARD 2A6

Herkunftsland
Deutschland – neuestes Panzermodell der Bundeswehr

Hersteller
Krauss-Maffei Wegmann GmbH

Besatzung
4 Soldaten (Kommandant, Fahrer, Richtschütze und Ladeschütze)

Bewaffnung
120-mm-Glattrohrkanone, ein 7,62 mm Maschinengewehr MG 3, ein weiteres 7,62 mm Maschinengewehr MG 3 auf dem Turm zur Flugabwehr

Höchstgeschwindigkeit
bis zu 72 km/h, im Gelände bis zu 30 km/h

Leistung
1500 PS

Reichweite
auf der Straße circa 500 km, im Gelände circa 161 km

Antrieb
12-Zylinder-Diesel

Gewicht:
64 Tonnen

T-90M

Herkunftsland
Russland – modernster, im Gefecht eingesetzter Panzer Russlands

Hersteller
Uralwagonsawod

Besatzung
3 Soldaten (Kommandant, Fahrer und Richtschütze)

Bewaffnung
125-mm-Glattrohrkanone, 7,62-mm-Maschinengewehr PKT, 12,7-mm-Fla-MG

Höchstgeschwindigkeit
60 km/h

Leistung
840 PS bis 1000 PS

Reichweite
375 km, 550 km mit externen Tanks

Antrieb
12-Zylinder-Diesel

Gewicht
46,5 Tonnen