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Jürgen Seeberger trainiert den VfB Stuttgart II in der dritten Liga und spricht mit uns im Interview.

Stuttgart - Er wurde Ende Januar verpflichtet, um den Abstieg des VfB Stuttgart II aus der dritten Liga zu verhindern. Diesen Auftrag hat Trainer Jürgen Seeberger erfüllt. "Alle Beteiligten haben einen guten Job gemacht", betont der Coach.

Herr Seeberger, was überwiegt bei Ihnen: die Freude über den Ligaverbleib oder die Furcht, in der neuen Saison womöglich vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg zu spielen?

Zunächst sicher die Freude, letztendlich souverän den Klassenverbleib geschafft zu haben. Bis auf ein richtig schwaches Spiel haben die Jungs ihre Leistung gebracht.

Nach dieser Partie gegen den Wuppertaler SV haben Sie Ihren Spielern jegliche Bundesligaperspektive abgesprochen.

Dieses Spiel war ein Ausreißer. Wir haben sicher Spieler, die das Zeug für die Bundesliga haben. Bernd Leno etwa hat überragend gehalten, er war maßgeblich am Ligaverbleib beteiligt. Und Daniel Didavi, Patrick Funk sowie Clemens Walch werden aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Profis aufrücken.

Zudem wird Tobias Feisthammel den Verein verlassen, damit fehlt Ihnen künftig Ihre komplette Stamm-Mittelfeldreihe.

Natürlich wird es eng. Fünf, sechs Teams werden um den Aufstieg kämpfen, der Rest gegen den Abstieg. Wir werden versuchen, stets den Anschluss ans Mittelfeld zu halten.

Mit welchen Korsettstangen?

Daniel Vier hat noch Vertrag, und mit den beiden Ü-23-Spielern Marco Pischorn und Tobias Rathgeb sind wir in Gesprächen. Auch unser Torjäger Sven Schipplock wird bleiben. Zusammen mit dem Torwart bilden sie schon mal eine verlässliche Achse.

Ist der Kampf gegen den Abstieg die richtige Schule für die Asse von morgen?

Ja und nein. Zum einen sind die Spieler aus der eigenen A-Jugend vor allem eines gewohnt: zu gewinnen. In der dritten Liga lernen sie perfekt, permanent mit Druck umzugehen. Andererseits leidet die spielerische Weiterentwicklung unter der Angst, gewinnen zu müssen. Da wird der Ball schon mal einfach lang nach vorne gedroschen.

Wie sehr vermissen Sie den regelmäßigen Austausch mit der sportlichen Leitung?

Es war von vornherein klar, dass beim VfB das Bundesligateam absolute Priorität genießt. Bisher war ich es gewohnt, als Trainer von ersten Mannschaften gemeinsam mit dem Sportdirektor täglich und intensiv die Entwicklung des Teams voranzutreiben, aktiv an der Transferpolitik mitzuwirken, Hierarchien aufzubauen. Beim VfB kommt ein Großteil der Zugänge aus dem eigenen Haus.

Sie haben einen Vertrag bis 2012 - mit einer Ausstiegsklausel bei höherklassigen Angeboten?

Darüber haben wir nicht gesprochen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich fühle mich beim VfB sehr wohl. Dieser Verein ist von hoher Menschlichkeit geprägt, da steckt unheimlich viel Kontinuität drin. Mich persönlich haben diese drei Monate extrem weitergebracht. Es macht Spaß, weil alle Beteiligten einen guten Job machen.

Was würden Sie tun, wenn Christian Gross Sie als Co-Trainer an seiner Seite haben möchte?

Das ist mir zu viel Spekulation.