Das Leitz-Firmengelände anno 1914 Foto: Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg

Auf die Idee konnte nur ein Schwabe kommen: Ein Ordner, in dem man alles sofort findet, was man braucht. 1896 erfand Louis Leitz den Leitz-Ordner.

Stuttgart - Darauf konnte nur ein Schwabe kommen. Alles muss seine Ordnung haben, muss sortiert und sofort zu finden sein. Also erfand Johann Ludwig Leitz aus Großingersheim den Leitz-Ordner.

Leitz wurde am 2. Mai 1846 in Großingersheim im heutigen Landkreis Ludwigsburg geboren. In jungen Jahren starb seine Mutter, im Alter von 14 verlor er auch den Vater. Er wuchs bei Pflegeltern auf. 1860 begann er eine Lehre zum Drechsler, anschließend lernte er Mechaniker und arbeitete in einer Nähmaschinenfabrik. Alsbald fiel ihm auf, dass mit der Zunahme der Fabriken und der Behörden auch die Zahl der Papiere wuchs. Leitz erkannte die Marktlücke, machte sich 1871 mit einer „Werkstätte zur Herstellung von Metallteilen und Ordnungsmitteln“ selbstständig. Mittlerweile nannte er sich, der Mode seiner Zeit entsprechend, Louis Leitz.

Die Firmenchronik erwähnt, dass von Leitz und seinen Mitarbeitern „rastlos Verbesserungen und Neukonstruktionen ersonnen und ausgeführt wurden, die neben vielen Fehlschlägen manchen Fortschritt brachten“. So ersann man 1892 den ersten Locher mit einem Lochabstand von acht Zentimeter. 1896 kam der passende Ordner hinzu. Mit Umlegebügel, und nach außen verlängertem Hebel. Der Leitz-Ordner war geboren. Von 1897 an fertigte man ihn in der Fabrik an der Siemensstraße. 1911 druckte man den klassischen Schriftzug auf den Ordnerrücken.

127 Jahre lang war das Unternehmen in Familienbesitz. 1998 kaufte die schwedische Esselte AG die Leitz-Gruppe für 585 Millionen Mark. Damals waren rund 2500 Mitarbeiter für Leitz tätig, gut tausend davon in Stuttgart und Münchingen. 2002 wird die Esselte Group vom amerikanischen Investor J.W. Childs übernommen. (fr)