Eine Lebensversicherung als Altersversorge wird immer unattraktiver. Foto: dpa

Durch sinkende Garantiezinsen und Unisex-Tarife werden Lebensversicherungen unattraktiver.

Stuttgart -  Ab Januar 2012 fällt der Garantiezins für Lebensversicherungen von derzeit 2,25 Prozent auf 1,75 Prozent. Unisex-Tarife werden ab 21. Dezember 2012 eingeführt. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes dürfen Frauen bei der Risikoberechnung gegenüber Männern nicht mehr benachteiligt werden. Das bedeutet, dass die Beiträge für Männer steigen werden."Der Unisex-Tarif schlägt für die Männer erheblich stärker zu Buche als der sinkende Garantiezins", sagt der Berliner Versicherungsmathematiker Axel H. Kleinlein. Für unsere Zeitung errechnete er die Unterschiede am Beispiel eines 50-Jährigen, der 15 Jahre lang monatlich 100 Euro in eine Lebensversicherung einzahlt. Ergebnis: Die Rendite sinkt schrittweise. Unter Berücksichtigung beider Einschnitte fällt der monatlich garantierte Rentenbetrag von jetzt 77,09 Euro auf 64,79.

Trotz der geringeren Rendite rät Kleinlein nicht vom Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung ab. In der derzeitigen Niedrigzinsphase gebe es nur wenig sichere Anlageprodukte, die einen Zins von 1,75 Prozent garantierten. "Der Garantiezins bestimmt nur einen Teil der tatsächlichen Ablaufleistungen und entscheidet nicht darüber, wie rentabel eine Lebensversicherung tatsächlich ist", erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDL). Im Branchenschnitt liege die Gesamtverzinsung in der klassischen Lebensversicherung - also inklusive Überschüssen und Schlusszahlungen - aktuell bei rund 4,8 Prozent. Sie ist damit rentabler als andere Produkte wie Banksparpläne, Tagesgeld- oder Festzinsanlagen. Das kann sich ändern, sobald sich die Zinsen am Kapitalmarkt ändern. Um Prognosen für die Unisex-Verträge abzugeben, sei es noch zu früh.

Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg weist darauf hin, dass den Versicherungen nach Inkrafttreten der neuen Vorgaben zunächst Überschüsse entstehen, "weil sie vorsichtig kalkulieren müssen". Der Finanzexperte fordert von den Gesellschaften, ihren Kunden vollständig die steigenden Risikoüberschüsse gutzuschreiben.