Wird sich bei den Kiosken wohl nicht gegen die Skepsis der FDP durchsetzen können: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbacht. Foto: dpa/Serhat Kocak

Lauterbachs Idee wäre eine kluge Antwort auf die zunehmenden Probleme in der Gesundheitsversorgung gewesen, meint unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Gesundheitskioske standen von Anfang an unter heftigem politischen Sperrfeuer. Wobei die Motive der Kritik unterschiedlich ehrenwert waren. Manche Ärztevertreter sahen den Trend der Auslagerung ärztlicher Aufgaben an Pflegepersonal verstärkt. Der FDP galt der Plan ohnehin als überflüssiger Sozialklimbim, wo doch angesichts klammer staatlicher Kassen am besten gar keine neuen Sozialleistungen mehr einzuführen seien.

Ein Weg, Menschen buchstäblich entgegenzukommen

Diese Kostenrechnungen sind von einer bemerkenswerten Kurzsichtigkeit geprägt. Ziel der Kioske ist es ja, Menschen zu erreichen, die sonst viel zu spät und dann mit umso teurer zu kurierenden Gebrechen das Gesundheitssystem erreichen. In Zeiten, da in sozialen Brennpunkten, aber leider auch zunehmend in strukturschwachen Regionen, Menschen zu selten und spät zum Arzt gehen (sei es aus finanziellen, sprachlichen oder logistischen Gründen), und wo in den Metropolen immer weniger Menschen überhaupt einen festen Hausarzt haben, wären die Kioske ein Weg, den Bürgern buchstäblich entgegenzukommen.

Es geht auch um Früherkennung chronischer Leiden

Ja, das hätte eine Anschubfinanzierung benötigt, aber das hätte langfristig erheblich höhere Kosten erspart. Zumal es nicht nur um akute Erkrankungen geht, sondern auch um die möglichst frühe Erkennung chronischer Leiden wie Bluthochdruck oder Diabetes, die in den Kiosken hätten abgeprüft werden können.

Eine Kritik war aber von Anfang an berechtigt

Eine Kritik allerdings war von Anfang berechtigt. Da die Kioske mit ihrer Arbeit im Grenzbereich zwischen Sozial- und Gesundheitsberatung angesiedelt sind, war nie recht einzusehen, warum die Kassen den allergrößten Teil der Kosten dieser Gemeinschaftsaufgabe hätten schultern sollen. Wie dem auch sei: Lauterbachs kluge Idee wird irgendwann auf Wiedervorlage kommen, denn mit Sozialklimbim hat sich wirklich nichts zu tun.