Trikot über dem Kopf Foto: Yavuz Dural

Der SV Bonlanden unterliegt dem Vorletzten Köngen nach einem uninspirierten Auftritt mit 0:3.

Bonlanden - Immerhin: den Jackenkragen hatte er hoch geschlagen. Gänzlich unbeeindruckt schien der eisige Wind also auch ihn nicht zu lassen, als Klaus Fischer zuletzt im Zentrum eines sich längst leerenden Sportgeländes allein auf dem Rasen stand, die Gesichtszüge starr, der Blick leer, gerade so, als wäre er dort festgefroren. Es hat wohl diese paar Minuten der inneren Einkehr gebraucht, um die Dinge sacken zu lassen, die dem Trainer der Landesliga-Fußballer des SV Bonlanden vor Augen geführt worden waren. Endergebnis: 0:3. Was für manch einen wie ein verfrühter und schlechter Aprilscherz anmuten mag, wurde am Samstag zur Wirklichkeit: Die Filderstädter haben gegen den Tabellenvorletzten TSV Köngen eine böse Heimschlappe kassiert – und sich damit, wenn nicht alle Anzeichen trügen, aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet. „Schönspielerei ohne Laufbereitschaft. Hinten geschlafen, vorne die Chancen nicht reingemacht – dann kommt halt so etwas heraus“, kommentierte Fischer den uninspirierten und fehlerbehafteten Auftritt seiner Mannschaft.

So hat es gerade einmal zwei Spiele gebraucht, um die während der Winterpause gebündelte Aufbruchstimmung in Schall und Rauch aufgehen zu lassen. Schon das 2:3 vor Wochenfrist in Buch war ja ein gehöriger Dämpfer gewesen, nachdem Fischer und die Seinen zuvor noch mit großem Tatendrang und auch verheißungsvollem Auftakt-1:0 gegen den Titelanwärter Heiningen in die zweite Saisonphase gestartet waren. Wie es seitdem derart schief laufen konnte? Schwer zu sagen. Die aktuelle Partie geriet jedenfalls zum Sammelsurium der Unzulänglichkeiten.

Gegen kompakt stehende Gegner fehlen die Mittel

Vor allem hat sich einmal mehr gezeigt, dass es gegen kompakt verteidigende Gegner an Kreativität und offensiven Mitteln fehlt. Gewiss, in puncto Ballbesitz lagen die Gastgeber am Ende klar vorn. Doch was hilft es, wenn mit diesem Ball in Richtung Tor keiner etwas Entscheidendes anzufangen weiß? Mal zu halbherzig, mal zu umständlich, mal zu ungenau – so plätscherten die eigenen Angriffsbemühungen über weite Strecken mit dem Gefahrenpotenzial eines Wattebauschproduzenten dahin. Eine Reihe anderer Faktoren kam erschwerend hinzu.

Erstens: bei den wenigen herausgespielten Chancen dann auch noch Abschlusspech. Julian Schwarz und Steffen Schmidt scheiterten am Torgebälk (12./85.). Nico Presthofers Schuss kratzte der Köngener Keeper Felix Lache von der Torlinie (45.+2). Und der Versuch des eingewechselten Dennis Hummel strich um Zentimeter nebens Ziel (57.).

Fischers Idee ist nicht aufgegangen

Zweitens: ein Mangel an personeller Fortune. Dass er in Sachen Aufstellung für Überraschungen gut ist, hat Fischer schon mehrfach gezeigt. Diesmal, mit der positionsfremden Nominierung Schmidts für die rechte Abwehr und der Versetzung Sebastian Liebensteins auf die Bank, lag er daneben. „Ich hatte da so eine Idee. Aber die ist nicht aufgegangen“, räumte der Trainer ein. Schmidts Seite entpuppte sich in der ersten Hälfte als Problemzone. Sein Gegenüber Migel Horeth avancierte zum besten Gästeakteur.

Drittens: zu allem Überfluss von der 66. Spielminute an eine Unterzahl. Nico Presthofer kam im Zweikampf gegen Dennis Essert zu spät und sah Gelb-Rot. „Gefühlt haben wir 30 Freistöße verursacht und in Zweikämpfen überhaupt das Meiste falsch gemacht“, knurrte Fischer.

Viertens und nicht zuletzt wartete der Gegner seinerseits mit einer bemerkenswerten Kaltschnäuzigkeit auf – und dies, obwohl ihm sein Kapitän Michael Scholz (Knieprobleme) kurzfristig ausgefallen war. Gleich die erste Köngener Möglichkeit saß, als sich die Gäste durch eine zu passive Bonlandener Abwehr wurstelten und Mustafa Baykara einnetzte. Waren die Schwarz-Weißen damit schon angezählt, folgte nach der Pause durch zwei Flachschüsse von Patrick Warth und Migel Horeth der Knockout. Dem 0:2 ging ein Patzer von Ronald Ried voraus. Bereits diesen Treffer feierte der Kontrahent ausgiebig, wohl auch im Wissen um eine fortgesetzte Serie.

Kurios: fünf Spiele hat der Außenseiter nun in dieser Saison gegen die Top-Vier-Teams der Tabelle bestritten – und fünfmal gewonnen, was zugleich seine bislang einzigen Siege sind. Schon im Hinspiel hatte der SV Bonlanden beim 2:3 einen Nasenstüber erhalten, nun den nächsten. Freilich: dass auch alle weiteren Großen zum Opfer des Favoritenschrecks geworden sind, war am Samstag dann nur ein ganz schwacher Trost. Seine finale Gemütslage benannte Fischer in zwei Worten: „Ernüchterung. Verärgerung.“ Möglich, dass in dieser Woche im Training noch andere schützend ihre Krägen hoch schlagen werden müssen – diesmal Fischers Spieler.

SV Bonlanden:
Günther – Schmidt, Lapeschi (46. Hummel), Ried, Großhans – Goll (83. Mayer), Adam, Presthofer, Stannull (46. Böse) – Maximilian Schwarz, Julian Schwarz.

TSV Köngen:
Lache – Zeller, Kaiser, Rafael Horeth, Lamberti – Weise, Kryeziu – Essert (80. Kurz), Warth (85. Turan), Migel Horeth – Baykara (90. Schröder).