Klaus Hemmerle inszeniert einen Roman von Walter Kempowski. Foto: Lazi

Klaus Hemmerle inszeniert für die Landesbühne Esslingen Walter Kempowskis Roman „Tadellöser und Wolff. Die Premiere ist an diesem Donnerstag.

Esslingen - Herr Hemmerle, was interessiert Sie denn aus den Roman aus den Anfängen der 1970er Jahre, der im Zweiten Weltkrieg spielt?
Er zeigt sehr gut das Politische im Privatleben und umgekehrt. Kempowski ist ein sehr feiner und genauer Menschenbeobachter, er transportiert dabei viel über die Sprache. Das gefällt uns Theaterleuten sehr.
Kann man denn heute noch mit der Schilderung von privatem Leben auf größere politische Zusammenhänge verweisen?
Es gibt heute in der Tat in vielen Spielfilmen eine Art Fernseh-Realismus mit vielen Braunhemden und Hakenkreuz-Fahnen. Da werden vor allem Klischees bedient und davon wollen wir uns in unserer Ästhetik und Machart absetzen. Die Geschichte ist sehr genau zwischen den Jahren 1939 und 1945 verortet und davon kündet auch ziemlich präzis das Bühnengeschehen. Wir haben eine sehr kompakte Bühnenversion des Romans entwickelt mit vielen erhellenden und verstörenden Momenten, auch mit einigen witzigen Einschüben. Wir glauben, dass dies funktioniert. Die Kempowski-Gemeinde von einst gibt es heute so nicht mehr, auch die Fernseh-Verfilmung des Romans von Eberhard Fechner ist Geschichte.
Wen werden Sie mit dieser Inszenierung erreichen?
Zum einen sind wir überall von Krieg umgeben, und das nicht nur aus der Ferne heraus in einer hochtechnologischen Sicht, sondern ganz archaisch. Zum anderen sterben nun definitiv die letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs. Wir glauben an die erzählerische Kraft dieser Geschichten.

Premiere an diesem Donnerstag um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen bis zum 28. Januar. Karten unter 07 11 / 35 12 3044