Hatte am Mittwoch seinen letzten Auftritt vor dem Stuttgarter Gemeinderat: Bankchef Hans Jörg Vetter Foto: dpa

Die Landesbank (LBBW) wird an den Anteilseigner Stadt in diesem Jahr weniger Geld ausschütten als im Haushalt vorgesehen ist. Das Institut will sich für einen möglichen Wirtschaftsabschwung wappnen.

Stuttgart - Seinen letzten Auftritt vor dem Gemeinderat hat Landesbank-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter (63) am Mittwoch sichtlich genossen. Der Mann, der in der Gehaltsklasse über 1,5 Millionen Euro jährlich rangiert, nahm im schwarzen Dreiteiler mit rosa Hemd und Einstecktuch neben OB Fritz Kuhn (Grüne) Platz. Vetter präsentierte sich jovial, mit breitem Lächeln, skizzierte die großen Linien des Geschäfts und erhielt viel Lob für seinen Sanierungskurs.

Für den beschlossenen Service-Abbau mit Filialschließungen und Umwandlungen in reine Geldautomaten-Standorte gab es aber auch Kritik für den im November ausscheidenden Bankchef.

Im Juni 2009 war Vetter als Sanierer geholt worden

Im Juni 2009 war Vetter nach der Beinahe-pleite der LBBW als Sanierer geholt worden. Er halbierte die Bilanzsumme und verkaufte die Schrottpapiere. Die LBBW gehört dem Land, dem Sparkassenverband und der Stadt (Anteil 18,93 Prozent, 870 Millionen Euro am Stammkapital). Die Bank habe inzwischen eine „Grundstabilität“ erreicht, so Vetter. Der Gewinn liegt mit 322 Millionen Euro über Plan, die Ausschüttung von 46,2 Millionen Euro für die Stadt aber unter deren Erwartungen. Es gibt zusätzlich 3,4 Millionen für die Verzinsung stiller Einlagen, in der Summe aber 2,6 Millionen Euro weniger, als im Haushalt stehen. „Angesichts des Spannungsfeldes ist das für die Stadt ein gutes Ergebnis“, bewertete Kuhn diese Zahl.

Bis 2020 stehen weitere Einschnitte bevor. Sie treffen die Filialen des Ablegers BW-Bank stark. 380 Vollzeitstellen werden dort gestrichen. Insgesamt sind es 1000 der 11 100 Stellen. Die Filiale bei Breuninger am Marktplatz fällt, in Ellwangen und Künzelsau wird auch dichtgemacht. Weitere Filialen (im Vogelsang, Laihle in Botnang, in Heslach, Zuffenhausen, Ärztehaus, und Wolfbusch) werden bis November 2016 zu sogenannten SB-Service-Centern. Der Service beschränkt sich dabei aber nur noch auf die Möglichkeit, Geld am Automaten zu holen.

Filialen werden zu Service-Centern

Weitere 24 Filialen, davon zwölf in Stuttgart von Stammheim über Cannstatt bis Büsnau, werden zu Beratungszentren. Was sich nach Kümmern anhört, ist eine Herabstufung. Beraten wird dort nur noch nach vorheriger Terminabsprache, spontane Besuche der Kundschaft zum Gespräch sind nicht mehr möglich.

Die Streichorgie der BW-Bank ärgert Bezirksvorsteher, die darin einen weiteren Sargnagel für die Nahversorgung in den Stadtteilen sehen. Auch CDU, SPD und SÖS/Linke-plus im Gemeinderat sehen vor allem für ältere Kunden Probleme. OB Kuhn, der im LBBW-Aufsichtsrat sitzt, verteidigte das Vorgehen: „Eine Bank ist kein Wohlfahrtsinstitut. Die BW-Bank muss im Kundengeschäft schwarze Zahlen schreiben“, sagte er. Verluste im Privatkundengeschäft müssten durch Unternehmenskunden und das Wealth-Management kompensiert werden. Mit Wealth sind besonders vermögende Kunden gemeint. Bei diesen habe sich die Bank „als hervorragende Adresse positioniert“, so Vetter.

Ältere Menschen auf Service angewiesen

Das Kundenverhalten ändere sich zwar, dass die Stadtverwaltung die Streichungen aber auf eine SPD-Anfrage hin „völlig unkritisch übernimmt, erschließt sich uns nicht“, kritisierte Hans Pfeifer für die SPD Kuhns Haltung. Mit der Filiale breche in den Stadtteilen „wieder ein Mosaiksteinchen der Nahversorgung weg“. Die Bankfiliale „gehört zum täglichen Leben“, sagte Iris Ripsam von der CDU, sie sei vor allem für Ältere wichtig. „An zwei Drittel der Filialen wird der Rotstift angesetzt, am Ende steht nur noch ein Automat“, so Hannes Rockenbauch für SÖS/Linke-plus. Die Bank müsse die Filialen als Kontaktstellen für neue Geschäftsmodelle begreifen, forderte er.

Die Grünen zeigen Verständnis. „Wir tragen das mit, die Bank hat noch ein sehr dichtes Filialnetz“, sagte Andrea Münch. Kunden könnten auf andere Banken ausweichen, fand Rose von Stein (FW). „Eine Bankfiliale ist kein Frequenzbringer, die Aufregung ist etwas künstlich“, äußerte sich Matthias Oechsner für die FDP. Die BW-Bank passe „das Angebot der Nachfrage an“, sagte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU). Um das Problem eines mit dem Abzug der BW-Bank fehlenden Geldautomaten am Marktplatz wolle man sich kümmern.

Detailfragen zu einzelnen Filialen könne der Vorstandschef der LBBW nicht beantworten, sagte Kuhn. Auf Details ging Vetter tatsächlich nicht ein. Man wolle das „Breitengeschäft“ mit 600 000 Kunden weiter betreiben, sagte er und dass die BW-Bank zum Ergebnis der LBBW beigetragen habe. Die Erwartung, dass die Stadt ihre in der Krise gegebene Milliardenspritze zurückerhalte, müsse er bremsen. Das Geld werde als Eigenkapital auch weiter gebraucht.