Wer zum Beispiel im Ostseebad Binz an den Strand möchte, wird zunächst zur Kasse gebeten. Foto: dpa-Zentralbild

2015 werden bis zu 3,50 Euro Kurbeiträge täglich berechnet. Die höchsten Abgaben kassieren die Ostfriesischen Inseln, Bad Kissingen und Baden-Baden.

Mal heißt sie Kurbeitrag, mal Gästekarte oder ganz trendig „City Tax“. Die gute alte Kurtaxe ist seit ihrer Erfindung im Jahr 1893 bei Urlaubern Ärgernis Nummer eins und doch nicht kleinzukriegen. Im Gegenteil: Auch dieses Jahr wurde sie wieder in zahlreichen deutschen Ferienorten angehoben, anderswo sogar neu eingeführt. Hier kommt die aktuelle deutsche Kurtaxen-Hitparade. Aktueller Spitzenreiter bei der Erhöhung der Kurtaxe ist das bayerische Staatsbad Bad Kissingen.

Dort werden dieses Jahr stolze 3,50 Euro für die „Gastkarte“ verlangt. Das sind zehn Cent mehr als 2014. Den Aufschlag hat der Finanzminister im fernen München übrigens allen bayerischen Staatsbädern verordnet. Damit schließen die Unterfranken zu den ostfriesischen Inseln Juist, Langeoog und Wangerooge und dem Schwarzwald-Dorado Baden-Baden auf. Überall dort mussten bereits im vergangenen Jahr 3,50 Euro bezahlt werden. Hinter dieser kurtaxenmäßigen Spitzengruppe hat sich ein Nord-Süd-Quartett festgesetzt: 3,40 Euro berechnet die Kurverwaltung von Norderney. 3,20 Euro pro Urlaubstag sind es in diesem Sommer in Borkum, Bad Reichenhall und Westerland. Wer auf Sylt ohne Kurkarte an den Strand will, der zahlt dafür sogar noch mehr: 3,50 Euro täglich.

Zwei Euro täglich kassiert Konstanz

Seit Jahren „krumm“ kalkuliert Bad Homburg seinen „Kurbeitrag“: Täglich müssen 3,07 Euro abgeführt werden. Damit liegt der hessische Nobelkurort um exakt sieben Cent über den Nordseebädern Büsum und St. Peter-Ording. Ebenfalls drei Euro verlangen die Kaiserbäder auf Usedom - die Zeiten, als die Ostsee stets etwas günstiger war, sind also vorbei. Grömitz (2,80 Euro) und Binz mit 2,60 Euro reihen sich entsprechend gleich hinter Heringsdorf ein. Vergleichsweise günstig geht es in Garmisch-Partenkirchen und am schicken Tegernsee zu, wo seit Jahren zwei Euro berechnet werden. Teurer gibt sich der größte Bayerwald-Ferienort Bodenmais, der diesen Sommer 2,30 Euro täglich berechnet. Dazwischen reiht sich die Schwarzwälder Gourmethochburg Baiersbronn mit 2,20 Euro ein. Zwei Euro täglich kassiert Konstanz von seinen Gästen für den Bodensee-Gästepass, wie die Kurtaxe an Deutschlands größtem Binnensee heißt. Immerhin ist darin die kostenlose Busbenutzung in der Region enthalten.

Das ist ebenfalls in Bad Kissingen, Reichenhall und in St. Peter-Ording der Fall, ab 2016 auch im Thüringer Wald. Dafür werden dann aber rund um den Rennsteig 37 Cent aufgeschlagen. Sonst wird meist, wie etwa in Bad Homburg, die „Pflege des Kurparks und aller Kureinrichtungen“ als Begründung für den Zwangsobolus herangezogen. In Heringsdorf argumentiert man mit der „kostenfreien Bereitstellung von Hundetüten“. Die mageren Gegenleistungen sind es, die die Kurtaxe immer wieder zum Stein des Anstoßes machen. Trotzdem bleibt sie auf dem Vormarsch: Im niederrheinischen Xanten wurde sie gerade erst eingeführt (1,20 Euro).

Bad Neuenahr, wo 2014 die Ahr-Thermen neu eröffneten, ist seither mit 2,50 Euro dabei. Und mit zwei Euro für die Ostseecard z. B. in Eckernförde werden neuerdings auch Segler belastet - zusätzlich zum Liegegeld. Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland verlangt erstmals auch im kommenden Winterhalbjahr 1,50 Euro, im Sommer sind es 2,75 Euro. Schöneck im Vogtland verdoppelte mal eben von einem auf zwei Euro. Dresden ließ sich erst vor Gericht überzeugen, keine „überwiegend vom Fremdenverkehr geprägte Gemeinde“ zu sein. Davor waren 1,30 Euro verlangt worden. Und der Center Parc Bostalsee verlangt 1,79 Euro pro Nacht und Person, obwohl in dem Ort offiziell gar keine Kurtaxe verlangt werden darf. So kassiert man dort halt eine Gästeabgabe. Besonders ärgerlich: Die Kurtaxe muss trotz Endpreisverordnung dank einer Ausnahmegenehmigung nie in die Reisepreise eingerechnet werden.

Selbst wer bei Neckermann oder Tui eine Pauschalreise gebucht hat, der muss für die Kurtaxe am Urlaubsziel noch einmal das Portemonnaie öffnen. Allerdings müssen Veranstalter und Vermieter im Prospekt auf die zusätzlich anfallenden Kosten hinweisen. Dass es auch ganz ohne Abgaben geht, beweist nicht nur fast das gesamte Ausland, sondern seit Jahrzehnten auch das Ostseebad Damp. Dort hält man die verkappte Steuer schlicht für „unzeitgemäß“. Denn dass Kur-anlagen und Strände eines Orts, der Gäste haben will, gepflegt werden, verstehe sich doch von selbst.

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Kurbeiträge

So viel Kurtaxe müssen Urlauber pro Tag pro Person in diesem Jahr berappen:

Juist, Langeoog, Wangerooge: 3,50 Euro

Bad Kissingen: 3,50 Euro

Baden-Baden: 3,50 Euro

Norderney: 3,40 Euro

Westerland/Sylt: 3,20 Euro

Bad Reichenhall: 3,20 Euro

Borkum: 3,20 Euro

Bad Homburg: 3,07 Euro

Büsum: 3,00 Euro

St. Peter-Ording: 3,00 Euro

Heringsdorf: 3,00 Euro

Wangerland: 2,90 Euro

Cuxhaven: 2,80 Euro

Grömitz: 2,80 Euro

Helgoland: 2,75 Euro

Ostseebad Binz: 2,60 Euro

Bad Füssing: 2,40 Euro

Bodenmais: 2,30 Euro

Königssee: 2,30 Euro

Baiersbronn: 2,20 Euro

Garmisch-P.: 2,00 Euro

Todtmoos: 2,10 Euro

Konstanz: 2,00 Euro

Tegernsee: 2,00 Euro