Im abstrakten Malen hat Rike Richter ihre Erfüllung gefunden. Foto: Caroline Leibfritz

Rike Richter malt seit etwa 20 Jahren. Lange hat die 75-jährige Untertürkheimerin gegenständlich gemalt, jetzt zeigt sie akstrakte Kunst im Gasthof Waldhorn in Untertürkheim.

Untertürkheim - Rike Richter hat schon immer ein abwechslungsreiches Leben geführt. Erst arbeitete sie bei einer Bank, dann lebte sie einige Zeit in England und Italien, sie studierte Berufspädagogik, war als Familientherapeutin aktiv und später vermittelte sie Freiwillige in Ehrenämter.

Doch nicht nur im Berufsleben schlug Rike Richter immer wieder neue Wege ein. Auch in ihren Gemälden hat die 75-jährige Untertürkheimerin einen Wandel vollzogen. 20 Jahre lang malte sie gegenständliche Motive mit Aquarellfarben, seit diesem Jahr sind ihre Bilder abstrakt. Einen Querschnitt ihrer neuen Acrylarbeiten zeigt die Hobbykünstlerin jetzt in der Weinstube Waldhorn an der Großglocknerstraße.

Schon lange wollte Rike Richter abstrakt malen

„Früher habe ich immer nur Blumen gemalt, aber ich wollte schon lange mal abstrakt arbeiten“, erzählt Rike Richter. „Das habe ich jetzt getan und es macht mir unheimlich Spaß.“

Das Malen, so Richter, gebe ihr ein gutes Gefühl und eine ordentliche Portion Energie. Energie, die es ihr ermöglichte, in wenigen Monaten genügend Bilder zu malen, um sie nun der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Beim gegenständlichen Malen mit Aquarell war ich immer ziemlich festgelegt“, sagt die Hobbykünstlerin. „Jetzt kann ich ein Bild, wenn es mir nicht gefällt, einfach mit weißer Farbe überdecken und alles neu machen.“

Richters aktuelles Lieblingsbild, das im Gasthof Waldhorn zu sehen ist, zeigt ein Karomuster und ist vorwiegend in Rottönen gehalten. Das Muster habe sie einfach im Kopf gehabt. Die Farben, sagt die Untertürkheimerin lachend, habe sie gewählt, „weil sie so gut zu meinem roten Ledersofa zu Hause passen“.

Besondere Strukturen durch Marmormehl oder Kaffeesatz

Ihre jüngsten Werke hat Rike Richter mal in kräftigen, mal in Pastellfarben gemalt. Auffällige Strukturen bekommen ihre Bilder durch Rost, Kaffeesatz, Marmormehl oder Patina. Sogar einen Jutesack hat die Untertürkheimerin in ihren Werken verarbeitet.

Harald Lohse, der seit rund 14 Jahren Ausstellungen in Untertürkheim organisiert und nun auch Rike Richters Schau betreut, ist erfreut über den künstlerischen Stilwandel der 75-Jährigen. „Wenn andere Frauen ihr Mehl für einen Sonntagskuchen mischen, geht Frau Richter an ihr Marmormehl, wenn die Männer ihr heiliges Blechle nach Rost absuchen, wirft Frau Richter Rost auf ihr Bild, und wenn die Hausfrauen ihre alte Gardine wegwerfen, schneidet Frau Richter nette Teile ab und verwertet sie in ihren Arbeiten“, fasst Lohse zusammen. „Ich mag ihre neuen Bilder, aber auch ihre Aquarelle haben mir gut gefallen.“

Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. November 2014

Rike Richter will auf jeden Fall weiterhin abstrakt malen. Das, erzählt sie, gefalle ihr selbst und auch ihrem Freund besser. Außerdem habe sie schon einige Ideen für weitere Bilder im Kopf. „Auf ein Bild habe ich einfach mal nassen Kaffeesatz geschmiert, das sah lustig aus“, sagt Richter. „Mal sehen, was man zum Beispiel mit Wurzeln und Blättern so alles machen kann.“

Rike Richters Ausstellung „Rike geht neue Wege“ ist noch bis zum 15. November im Gasthof Waldhorn, Großglocknerstraße 63, zu sehen. Geöffnet ist sie immer sonntags bis donnerstags von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 22 Uhr sowie freitags von 11 bis 14 Uhr. Samstags ist sie geschlossen.