Die biblischen Motive stehen dem Fachwerkhaus gut. Foto: Annina Baur

Die Galerie Wiedmann zeigt im Freien Teile der 3333 Bilder umfassenden Wiedmann-Bibel. Im Sommer wird das Haus an der Tuchmachergasse saniert: Es sollen neue Ausstellungsflächen im ersten Obergeschoss entstehen.

Bad Cannstatt - Ein Bild von etwa 100 Metern Länge auszustellen ist eine Herausforderung für jeden Galeristen. Passt das Kunstwerk nicht in den Raum, wird es eben im Freien ausgestellt, dachten sich Martin Wiedmann und das Team der Galerie Wiedmann an der Tuchmachergasse. Pünktlich zum verkaufsoffenen Sonntag „Musik und Wein“ haben sie die außergewöhnliche Schau eröffnet, bei der die Außenfassade der Galerie Wiedmann und der Jakobsbrunnen zur Ausstellungsfläche für Teile der Wiedmann-Bibel werden. Die komplette Genesis ziert nun das alte Fachwerkhaus an der Tuchmachergasse. Während die Bäume auf dem Jakobsbrunnen-Platz nur kurz mit Ausschnitten aus dem monumentalen Kunstwerk geschmückt wurden, ist die Kunst am Gebäude noch länger zu sehen.

„Wir wollen das Lebenswerk meines Vaters nach draußen bringen“, sagt Martin Wiedmann, der das Werk nach dem Tod seines Vaters auf dem Dachboden entdeckt hat. Rund 16 Jahre lang hat der Maler, Bildhauer, Musiker, Komponist, Schriftsteller und Galerist Willy Wiedmann den Inhalt der Bibel in farbenprächtige Bilder übersetzt und mit Interpretationstexten ergänzt. Entstanden sind 3333 Bilder, mit denen aneinander gelegt die ganze Königstraße ausgelegt werden könnte.

Im kommenden Luther-Jahr hofft Wiedmann, diese kühne Idee vielleicht umsetzen zu können, zunächst beschränkt er sich darauf, einen Teil des mächtigen Werks in Bad Cannstatt zu zeigen, wo sein Vater viele Jahre lebte und die gleichnamige Galerie gründete. Wichtig sei vor allem, den Gedanken zu transportieren: „Die Vision meines Vaters war, mithilfe von Bildern die Bibel auch Analphabeten näherzubringen“, erklärt Martin Wiedmann. Nicht zuletzt aus diesem Grund unterstützt Wiedmann mit den Erlösen aus dem Verkauf von DVDs, E-Books, Apps und Souvenir-Artikeln mit biblischen Motiven aus Willy Wiedmanns Feder die Weltbibelhilfe. „Mit der Bibel lesen lernen“ heißt das Projekt in Pakistan, das optimal zur Mission Willy Wiedmanns passt.

Galerie wird saniert und vergrößert

Die Überführung der beeindruckenden Bilder und ihrer Interpretationen in die digitale Welt, die Organisation von Ausstellungen und das Abbilden der Bilder seines Vaters auf Shirts und Tassen ist für Martin Wiedmann aber nicht genug. Sein Traum ist es, die „längste gemalte Bibel der Welt“ in Buchform in Händen zu halten.„Das ist ein Werk, das vom haptischen Erlebnis lebt“, sagt Wiedmann. Und die Chancen stehen gut, verrät er. „Wir sind in erfolgversprechenden Gesprächen.“ Fast 2000 Seiten dick würde der Schmöker, also eher ein Geschenk zur Hochzeit oder Konfirmation als ein Taschenbuch für die Zugfahrt. „Ich könnte mir ein solches Buch als richtige Familienbibel vorstellen, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.“

Und auch für die Galerie an der Tuchmachergasse hat Wiedmann Pläne: „Im Sommer werden wir sanieren und im ersten Stock zusätzliche Ausstellungsflächen schaffen.“ Außerdem hoffe er, schon bald in Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste Malkurse in den Räumen am Jakobsbrunnen anbieten zu können.