Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler, Lena Schuller und Franziska Rauch von der PH Ludwigsburg sowie Werner Stiefele vom Kulturamt Stuttgart. Foto: Linsenmann

Kulturträger im Stadtbezirk Bad Cannstatt haben ein Projekt für eine bessere Bewerbung ihrer Veranstaltungen besprochen. Bis Ende November läuft eine flächendeckende Befragung von Anbietern und Publikum.

Bad Cannstatt - Bei Werner Stiefele, im Kulturamt der Stadt Leiter der Abteilung Kulturvermittlung, laufen all die Klagen zusammen: „Dass die Werbemöglichkeiten für die Kulturschaffenden und für Veranstalter in der Stadt insgesamt nicht ausreichen. Diese Klagen reichen vom Musikverein bis zur Konzertdirektion Russ.“ Ein zentrales Problem dabei: „Die Anbieter kennen oft kaum die Zusammensetzung ihres Publikums und damit Möglichkeiten, zielgenauer für ihre Angebote zu werben.“ Das Gegenbeispiel sei das Residenztheater und das Theaterhaus: „Die haben auf eigene Kappe entsprechende Untersuchungen gemacht. Diesen Ansatz wollen wir nun für die Gesamtstadt aufgreifen.“

Facettenreiches Meinungsbild

Zum Start haben sich nun im Bezirksrathaus Kulturanbieter getroffen. Angesichts des flächendeckenden Angangs war das Interesse mit gut zwei Dutzend Teilnehmern nicht gerade überwältigend. Ein facettenreiches Meinungsbild für eine Bestandsaufnahme ergab sich aber doch, weil zum einen Defizite benannt, zum andern aber auch die Erprobung neuer Möglichkeiten diskutiert wurde.

Zunächst aber geht es um eine Bestandsaufnahme: „Ich weiß aus vielen Gesprächen, wo Sie der Schuh drückt“, sagte Stiefele einleitend, „wir wollen dem nun grundlegend nachgehen“. Dies soll „mit einer umfangreichen Untersuchung“ geschehen, „die alle wichtigen Aspekte abdeckt“. Mit im Boot sind das Statistische Landesamt, das Know-how für die bis Ende November laufende, flächendeckende Befragung von Anbietern und Publikum zur Verfügung stellt, außerdem Studentinnen vom Institut für Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg, die das Projekt wissenschaftlich begleiten. Stiefele ist überzeugt: „Das ist eine Sache, die in die Tiefe geht.“ Die Ergebnisse werden dem Gemeinderat vorgestellt: „Als Basis für die politischen Entscheidungsträger, damit diese wissen, was für die Kulturszene gut wäre.“

Chancen und Grenzen des Digitalen

Die Dringlichkeit des Anliegens wurde in der Runde deutlich. Beklagt wurde etwa der Verlust der Kultursäule, die Verdrängung kleinerer Veranstalter durch Großplakate oder im kommerziellen System der Pickup-Flyer, aber auch die Verteuerung des Postversandes. Die Chancen digitaler Medien wurden diskutiert, zugleich aber deren Grenzen benannt: „Da herrscht bereits eine gewisse Übersättigung“, meinte eine Teilnehmerin. Erhofft werden nicht zuletzt Erkenntnisse über die spezifische Zusammensetzung des Publikums, etwa zu Alter, Herkunft und Interessen, wodurch „Querverbindungen zwischen den Angeboten“ kenntlich werden sollen. Für Manfred Elser von Kultur in Cannstatt steht fest: „Wir müssen alle Register ziehen.“