Die Wahrzeichen von Rab: Die Glockentürme. Foto: Tourismusverband

Krk, Rab, Cres und Lošinj. Eine Entdeckungsreise im Wohnmobil zu vier Inseln im Norden Kroatiens, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Krk - Aus drei mach vier. So hielten es die alten Römer, als sie einst ihren Einflussbereich auf die nördliche Adria ausdehnten. Um den Weg für ihre Segelschiffe zu verkürzen, trennten sie eine langgezogene Insel durch einen Kanal in zwei Teile, in Cres und Lošinj. Gemeinsam mit Krk und Rab schufen die Römer so das Mare Quaternarium, das vierteilige Meer. Unter dem daraus abgeleiteten Begriff Kvarner machen die vier Inseln und das benachbarte Festland zwischen Opatija, Rijeka und Crikvenica touristisch gemeinsame Sache. Mit weit über 100 Hotels und 40 großen Campingplätzen ist die Region Kvarner noch vor Istrien und Dalmatien das wichtigste Urlaubsziel Kroatiens. Viele der Urlauber hier sind Wiederholungstäter. So wie Herbert, den die Insel Krk nicht mehr loslässt. „Ich komme seit 40 Jahren hierher“, sagt der rüstige Rentner mit fränkischem Dialekt, der morgens gemütlich im Campingstuhl am Strand von Baška sitzt. Über die dampfende Kaffeetasse hinweg blickt er aufs Meer und schwelgt in Erinnerungen. „Ich war schon hier, als das alles noch Jugoslawien war.“ Als junger Mann kam er zum ersten Mal, mit Kumpel, Käfer und Zweimannzelt.

Seither hat sich viel geändert. Jugoslawien ist Geschichte, das winzige Zelt ist einem großzügigen Wohnmobil gewichen. Statt des Kumpels sorgt jetzt die Ehefrau für gesunde Ernährung und penible Ordnung. Sie kehrt mit dem Besen die blaue Bodenplane vor dem Fahrzeug sauber und steckt damit das eigene Hoheitsgebiet jeden Morgen neu ab. Geändert hat sich noch mehr. „Eigentlich waren wir immer drüben in Bunculuka“, erzählt Herbert und liefert die Erklärung gleich mit, warum er diesmal den FKK-Campingplatz in der Nachbarbucht links liegen lässt. „Unsere Tochter war dagegen.“ Rab: Das Glück ist eine Insel Die Autofähre zwischen Stinica am kroatischen Festland und Mišnjak auf der Insel Rab ist schon von weitem zu hören. Ihr lautes Hornsignal mahnt zur Eile. In der Nachsaison verkehrt die Fähre nur nach Bedarf. Wer jetzt noch mit an Bord will, muss sich sputen.

Ein echter Camper findet immer einen Ausweg

Mit lässiger und routinierter Handbewegung sorgt der Einweiser dafür, dass am Ende auch das dickste Wohnmobil noch ein Plätzchen auf dem Schiff findet. Mit eingeklappten Spiegeln. Wen stört es, dass sich in der Enge die Fahrertür nicht öffnen lässt? Ein echter Camper findet immer einen Ausweg. Nach 15-minütiger Fahrt nähert sich die Fähre einer Mondlandschaft. Nackter Kalkfels, so weit das Auge reicht. Der Südostzipfel der Insel ist in den Wintermonaten den eiskalten Fallwinden der Bora so ausgesetzt, dass sich hier kein Krümel Erde halten und kein Pflänzchen festkrallen kann. Doch zum Glück ändert die Insel schon nach der ersten Hügelkette ihr Aussehen vollständig. Landwirtschaftsflächen dehnen sich in den flachen Tälern aus. Das Grün ausgedehnter Kiefernwälder und gepflegter Parks erfreut das Auge. Jetzt lässt sich verstehen, warum die Römer die Insel und ihre Hauptstadt einst als „Felix Arba“ priesen, als glückliches Rab. Seit dem Mittelalter wird die Stadt Rab von vier einzeln stehenden Glockentürmen überragt. Sie verleihen der Stadt, die auf einer schmalen Halbinsel liegt, die Silhouette eines gewaltigen Viermasters.

Von hier segelte im Sommer 1936 Edward VIII. in sein persönliches Glück. Wenige Monate nach der Ernennung zum König des Vereinigten Königreichs besuchte der Herrscher mit seiner Geliebten Wallis Simpson Rab und bat, an einem einsamen Strand nackt baden zu dürfen. Der Wunsch war Befehl - und so wurde das Paar zur Bucht Kandarola auf die nahe Halbinsel Frkanj übergesetzt. Die weitere Geschichte ist bekannt. Während Edward VIII. im Dezember 1936 auf den Thron verzichtete, wurde Kandarola als „englischer Strand“ zu einer der Keimzellen der Freikörperkultur in Kroatien. Auch wenn die überwiegend katholischen Kroaten dem Nacktbaden eher distanziert gegenüberstehen, wirken die Eskapaden des Briten noch heute nach. Mit dem Taxiboot brauchen die FKK-Fans für die Überfahrt von Rab zum englischen Strand nur ein paar Minuten. Zentrum der Nudisten ist aber die Halbinsel Lopar im Norden.

Hier sind drei der 22 Sandbuchten textilfrei. Diese wurden 2011 vom US-Sender CCN zum besten Platz für Nudisten weltweit gekürt. Keine nackte Haut, sondern edles Tuch bestimmt das Erscheinungsbild von Rab im Juli. Mit einem mittelalterlichen Sommerfest, der Rabska Fjera, erinnert die Stadt am 25., 26. und 27. Juli an den heiligen Christophorus, der die Stadt der Legende nach einst vor der Zerstörung rettete. Krk: Gold im Glas Die Insel Krk ist über eine Brücke erreichbar. Auch Krk zeigt dem Besucher zunächst nur eine recht karge Schulter. Doch rasch weichen die nackten Kalkfelsen einem üppigen Grün, hinter dem sich linker Hand sogar der Flughafen bestens verbirgt. Strategisch war die Insel schon in der Antike wichtig. Ein halbes Jahrhundert vor Christus fand nahe der Hauptstadt Krk die Seeschlacht zwischen Pompejus und Cäsar statt. Nutznießer des Machtkampfs sind heute die Taucher, die immer wieder auf Amphoren stoßen.

Seite 2: Die Halbinsel Istrien

Doch auch die Landratten unter den Inselbesuchern müssen nicht auf römische Reste verzichten. So manche Discothek lockt ihr Publikum mit Sitzplätzen auf antiken Säulen. In den schmalen Gassen des Örtchens Vrbnik, auf einem Felsvorsprung an der Nordostseite der Insel gelegen, könnte sich der Besucher leicht verirren. Doch ein fein säuerlicher Geruch, der immer wieder aus den Kellereingängen dringt, signalisiert ihm, dass er auf dem richtigen Weg ist - zum wohl besten Weißwein Kroatiens! Vrbnik ist das Zentrums des Žlahtina (gesprochen: Schlachtina). 200 Hektar dieser Rebsorte werden hier angebaut. Ivan Juranic hebt sein Glas, neigt es leicht und hält den goldgelben Tropfen gegen das Abendlicht.

Der Weinbauer, dessen Familie fünf Hektar bewirtschaftet, nickt zufrieden. „Živjeli! Prost!“ Nach der Weinprobe, nach einem herzhaften Essen und nach ein paar Gläsern mehr kommt die Frage auf, warum die restliche Welt bisher nichts oder nur ganz wenig vom Schlachtina gehört hat. Ivan Juranic hebt entschuldigend die Schultern: „Die Kroaten trinken ihn gern selbst.“ So schaffen es bisher nur wenige Flaschen in den Export. Indes hoffen die Zecher, dass sie trotz leichter Schlagseite den Rückweg aus dem Gassengewirr zum Wohnmobil finden, wo ein bequemes Bett wartet. Cres: Unter Geiern Wer mit dem Wohnmobil in Porozina an der Nordspitze von Cres von der Fähre rollt, sollte sich Zeit lassen. Er sollte warten, bis die Schar der mitgereisten Auto- und Motorradfahrer Gas gegeben hat. Die einzige Straße Richtung Süden schlängelt sich in engen Kurven bergauf. Immer wieder öffnen sich zwischen den windzerzausten Steineichen spektakuläre Blicke hinunter aufs Meer. Jetzt zahlt sich aus, dass von hinten auf der schmalen Bergstraße niemand drängelt. Auf fast 500 Metern über dem Meer bietet sich von einem Parkplatz eine traumhafte Aussicht.

Im Westen liegt die große Halbinsel Istrien, im Osten die Insel Krk. Und über allem schweben Gänsegeier. Mit Hilfe eines Schutzprogramms hat sich auf Cres eine der größten Brutkolonien dieser gefährdeten Art entwickelt. Aus der Vogelperspektive erinnert Cres stark an Irland. Karges Weideland, das zwischen mühsam aufgeschichteten Steinmauern, die bis zum Horizont zu reichen scheinen, Schutz vor dem Wind sucht. Nur eine besonders robuste Schafrasse kann hier überleben. „Importierte Tiere sterben an Lungenentzündung“, berichtet die Touristikexpertin Tanja Augustinovic. „Kein Wunder. Im Winter sorgt die Bora für gefühlte minus 20 Grad.“ Das Fressen würziger Kräuter wie Salbei und Thymian und die vom Wind auf die Weide gewehten Meersalze verleihen dem Fleisch der Tiere ein ganz besonderes Aroma, das weit über Cres hinaus geschätzt wird. Lošinj: Insel der Düfte Auch zwischen den Inseln Cres und Lošinj besteht ein Nadelöhr.

Keine Zeit für eine Kaffeepause

Es ist eine schmale Drehbrücke, die bei Osor über den kaum zehn Meter breiten Kanal führt, den einst die Römer gruben. Trotz der einspurigen Verkehrsführung sind die Wartezeiten moderat. Nur zweimal am Tag muss sich der Straßenverkehr für die querenden Segelboote länger gedulden. Da bleibt genug Zeit für eine Kaffeepause in der eigenen mobilen Küche. Kurz danach steigen andere Düfte in die Nase. In Mali Lošinj, das mit seinen 8000 Einwohnern die größte Inselstadt in Kroatien ist, führt Sandra Nicolich durch ihren Duft- und Kräutergarten. An jedem Strauch, an jedem Gewächs bleibt die lebhafte Frau stehen, reibt an den Blättern, zupft an Blüten und wird des Erzählens nicht müde. Aus den Beeren des Mastixstrauches wurde in Notzeiten ein Öl gekocht, die Feige hilft bei Hühneraugen.

Jede Pflanze hat ihre Geschichte und ihr Geheimnis. Mit dem Duft der Pflanzen und der guten Luft hat Lošinj schon sehr früh die ersten Kurgäste und Touristen angelockt. So entdeckte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Habsburger Adel das heilsame Klima der Insel. An der Cikat, der wohl schönsten Bucht weit und breit, ließ Kaiser Franz Joseph I. für seine Geliebte, die Schauspielerin Katherina Schratt, eine prächtige Villa bauen. Die vor über 100 Jahren rund um Mali Lošinj gepflanzten Pinien und Aleppo-Kiefern sind inzwischen bis zu 15 Meter hoch und locken zu schattigen Spaziergängen am Meer. Einer der Uferwege führt ins drei Kilometer entfernte Veli Lošinj. Dort wurden bis vor 25 Jahren viele asthma- und allergiekranke Kinder aus dem Arbeiter- und Bauernstaat behandelt.

Nach dem Ende der DDR brach dieser Tourismuszweig schlagartig weg, viele der Sanatorien standen lange Zeit leer. Inzwischen aber setzen die beiden Nachbarorte Mali und Veli Lošinj wieder verstärkt auf den Kur-Tourismus. Etwas an den Rand gedrängt werden in Mali Lošinj dagegen die Nudisten. Nacktbaden ist nur an einem versteckten und kostenpflichtigen Strandbereich möglich. Dabei will die Stadt schon bald ihren prominentesten Nackten als Werbeträger groß rausbringen. Sein Name: Apoxiomenos. 1997 war die lebensgroße Bronzestatue eines athletischen Jünglings aus dem Meer vor Lošinj geborgen worden, die mehr als 2000 Jahre in 45 Meter Wassertiefe gelegen hatte. Zurzeit wird in Mali Lošinj ein Stadtpalais am Hafen renoviert, in dem die Statue des nackten Athleten dauerhaft gezeigt werden soll.

Eine Theorie besagt, dass die Figur des Apoxiomenos während eines Sturms von römischen Seeleuten über Bord geworfen wurde, um ihr Schiff vor dem Kentern zu bewahren. Möglicherweise brachte dieser Sturm die Römer sogar auf die Idee, einen Kanal zwischen Cres und Lošinj zu graben, um die Schiffe schneller auf die windgeschützte Westseite der Inseln zu bringen. Apoxiomenos könnte also als Stammvater für das Mare Quaternarium gedeutet werden, für das heutige Kvarner.

Infos zur Kvarner Bucht

Anreise
Mit dem Auto auf der A 8 nach Salzburg, weiter auf der A 10 durch den Tauerntunnel und den Karawankentunnel nach Slowenien. Dort auf der Autobahn A 2 nach Ljubljana und der A 1 bis zur Ausfahrt Postojna. Von dort zum Grenzübergang Rupa nach Kroatien. Die Fahrstrecke bis Rijeka beträgt 750 Kilometer. Bis auf 40 Kilometer Landstraße vor Rupa durchgehende Autobahn. Von Rijeka bis zu den Inseln sind es weitere 50 bis 120 Kilometer.

Es gilt Mautpflicht in Österreich und Slowenien, in Kroatien werden Autobahngebühren fällig. Die Fähren verkehren in der Urlaubssaison (Mai bis September) alle 60 bis 120 Minuten zwischen Brestova und Porozina vom Festland nach Cres, zwischen Stinica und Mišnjak vom Festland nach Rab und zwischen Merag (Cres) und Valbiska (Rab). Eine Reservierung ist nicht notwendig.

Die Fahrpreise in der Hauptsaison: pro Person 18 Kuna (ca. 2,50 Euro), Pkw ca. 15 Euro, Wohnmobile (je nach Größe) ca. 30 bis 45 Euro.

Aktuelle Preise und Fahrpläne unter: www.jadrolinija.hr

Unterkunft
Kroatien und speziell die Kvarner Bucht verfügen über eine seit Jahren gewachsene Camping-Infrastruktur mit etwa 40 meist großen und in der Regel gut bis sehr gut ausgestatteten Plätzen. WLAN gehört inzwischen meist zum Standard. Der Preis für die Stellplätze ist stark abhängig von der Lage, Plätze direkt am Meer können bis zu 100 Prozent teurer sein. Wintercamping ist noch die Ausnahme. Eine Auswahl der Campingplätze: Camping Kovacine in Cres verfügt über 1000 Stellplätze, davon 250 im FKK-Bereich. Stellplatz je nach Saison 6 bis 13 Euro pro Tag, pro Person 6 bis 13 Euro, Reservierung 30 bis 50 Euro, www.camp-kovacine.com

Camping Cikat in Mali Lošinj verfügt über 500 Stellplätze. Stellplatz je nach Saison und Lage 6 bis 25 Euro, pro Person 6 bis 10 Euro, Reservierung 30 Euro. Erstmals wird 2014/15 Wintercamping angeboten, www.camp-cikat.com

Camping Krk verfügt über 350 Stellplätze. Stellplatz je nach Saison und Lage 13 bis 40 Euro, pro Person 6 bis 10 Euro, Reservierung 33 Euro, www.camping-adriatic.com/de/camp-krk-politin

Camping Padova-3 bei Rab bietet 450 Stellplätze, Stellplatz je nach Saison und Lage 9 bis 22 Euro, pro Person 4 bis 8 Euro, Reservierung 30 Euro, www.rab-camping.com/deu/campingplatz-padova-3

Ein Urlaub im Mobilhome bietet sich für alle an, die keinen Caravan hinter ihrem Auto ziehen und trotzdem die Freiheit eines Campingplatzes mit einem gewissen Komfort genießen wollen. Sehr viele Campingplätze der Kvarner Bucht bieten Mobilhomes für 2, 4 und bis zu 6 Personen an. Preise je nach Saison und Größe 45 bis 150 Euro pro Tag. Buchung direkt über den Campingplatz. Einer der großen Mobilhome-Anbieter ist Gebetsroither, www.gebetsroither.com

Essen und Trinken
Das Konoba Rab in der Altstadt von Rab, Kneza Branimira 3, ist ein uriges Lokal mit ausgezeichnetem Fischmenü. Unter anderem gibt es das frühere Arme-Leute-Gericht geräucherte Krake mit Rührei. Restaurant Nada in Vrbnik, Strossmayera 10, bietet alles vom würzigen Schinken über hausgemachten Käse und fangfrische Fische bis zum eigenen Wein und einen fantastischen Blick aufs Meer, www.nada-vrbnik.hr Allgemeine Informationen Kroatische Zentrale für Tourismus, www.kvarner.hr

CMT
Die Kvarner Bucht ist Partnerregion der Reisemesse und zu finden in Halle 7, Stand B12 .