Bei einer Demonstration in Tel Aviv werden die Porträts von Geiseln gezeigt. Foto: AFP/AHMAD GHARABLI

Die Verhandlungen zur Freilassung von Geiseln im Gazastreifen laufen auf Hochtouren. Derweil beraten wichtige Schwellenländer über die Lage in Nahost.

Während die Kämpfe im Gazastreifen unerbittlich weitergehen, wollen die Staatschefs wichtiger Schwellenländer wie Russland und China über die Lage im Nahen Osten beraten. An der außerordentlichen Videokonferenz der sogenannten Brics-Gruppe werden nach offiziellen Mitteilungen an diesem Dienstag auch Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping sowie UN-Generalsekretär Antonio Guterres teilnehmen. Die Schalte soll nach Angaben des südafrikanischen Außenministeriums mit einer „gemeinsamen Erklärung zur Lage im Nahen Osten mit besonderem Bezug auf die Situation im Gazastreifen“ enden.

Das Brics-Treffen findet unter dem Vorsitz von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa statt. Er wirft Israel Kriegsverbrechen im Gazastreifen vor. Der Brics-Gruppe gehören neben Südafrika, Russland und China auch Brasilien sowie Indien an. Russland hat sich im Gaza-Krieg mehrfach als Vermittler angeboten. Nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel hatte Putin eine Zweistaatenlösung in Nahost gefordert. Der chinesische Staatschef Xi befürwortete bislang offiziell eine friedliche Lösung des Konflikts.

Unterdessen arbeitet die US-Regierung eigenen Angaben nach weiter an einer Einigung zur Befreiung vieler Geiseln im Gazastreifen. „Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit verhandeln, aber wir glauben, dass wir einer Lösung näher kommen“, erklärte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag im Weißen Haus. Es gebe im Moment aber nichts Neues anzukündigen - man arbeite „Stunde für Stunde“ an einer Lösung. Kirby wiederholte vorherige US-Angaben, wonach man näher an einer Einigung sei als je zuvor.

40 Minderjährige unter Hamas-Geiseln im Gazastreifen

Terroristen der Hamas und anderer Extremistengruppen hatten am 7. Oktober in Israel Hunderte Menschen ermordet und rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Unter den Entführten sollen nach Angaben der israelischen Armee 40 Kinder und Jugendliche sein. Das Militär verbreitete am Montag eine Zusammenstellung von Bildern entführter Kinder auf der Plattform X, vormals Twitter. Sie hätten zusehen müssen, „wie ihre Familien vor ihren Augen ermordet wurden“, und würden noch immer „von brutalen Schlächtern als Geiseln gehalten“, hieß es in dem Post.

Katar hat bei den Verhandlungen zur Geiselbefreiung eine wichtige Vermittlerrolle. Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, traf in dem Golfstaat Hamas-Chef Ismail Hanija. Sie sei am Montag in das Emirat gereist, um humanitäre Fragen im Zusammenhang mit dem Konflikt in Israel und im Gazastreifen voranzubringen, teilte die Hilfsorganisation in Genf mit. Der Besuch sei Teil von Gesprächen des Roten Kreuzes mit allen Seiten, um „die Achtung des humanitären Völkerrechts zu verbessern“.

Das israelische Militär setzte unterdessen seine Offensive im abgeriegelten Gazastreifen fort und stieß dabei nach eigenen Angaben im Keller einer Moschee auf ein Waffenlager sowie eine Produktionsstätte für Raketen der Hamas. Zudem hätten Soldaten dort auch einen Tunneleingang entdeckt, teilte die Armee am Montagabend mit. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. In einem von den Streitkräften veröffentlichten Video sollen Raketen, Mörsergranaten, deren Bauteile und der Tunnelschacht im Keller des Gebäudes in der heftig umkämpften Stadt Gaza zu sehen sein.

Soldaten hätten zudem eine Waffenfabrik der Terrororganisation Islamischer Dschihad in dem Küstengebiet zerstört, teilte die Armee weiter mit. Sie nahmen den Angaben zufolge außerdem Kommandozentralen der Hamas in der Stadt Gaza ein. Weiterhin seien dort in den vergangenen Tagen Tunnel zerstört und viele Terroristen „eliminiert“ worden. Soldaten hätten sich Nahkämpfe mit ihnen geliefert.

Israelische Armee: Hunderte Palästinenser aus Gazastreifen verhört

Die Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs Hunderte Palästinenser aus dem Gazastreifen verhört. Rund 500 Menschen seien im Zuge der Bodenoffensive von einer Geheimdiensteinheit des Militärs befragt worden, teilte die Armee am Montag mit. Davon sollen sich demnach 300 als mutmaßliche Terroristen verschiedener Terrororganisationen herausgestellt haben, die für weitere Verhöre auf israelisches Staatsgebiet gebracht wurden. Durch die Befragungen seien sowohl in Gaza als auch in israelischen Einrichtungen unterirdische Tunnel,Lagerhäuser und Waffen enttarnt worden.

Video soll Angriff von Huthi-Rebellen mit Hubschrauber zeigen

Nach der Entführung des Autotransporters „Galaxy Leader“ durch Huthi-Rebellen im Roten Meer haben diese Videoaufnahmen veröffentlicht, die die Kaperung des Frachtschiffs zeigen sollen. Zu sehen ist, wie sich ein Hubschrauber dem Schiff nähert und auf dessen Landeplattform aufsetzt. Anschließend durchsuchen mehrere bewaffnete Männer das Frachtschiff.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen hatten am Sonntag mitgeteilt, im Roten Meer ein israelisches Schiff gekapert und zur jemenitischen Küste gebracht zu haben. Hintergrund sei eine „moralische Verpflichtung gegenüber dem unterdrückten palästinensischen Volk“, teilte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari über X mit. Alle Schiffe mit Verbindungen zum „israelischen Feind“ würden „legitime Ziele“. Laut israelischen Medien steht ein Unternehmen hinter dem Schiff, das zum Teil dem britisch-israelischen Geschäftsmann Rami Ungar gehört. Der japanische Betreiber des Frachtschiffs, die NYK Line, bestätigte die Entführung.

Was am Dienstag wichtig wird

Die Verhandlungen über eine Feuerpause zur Freilassung von Geiseln im Gazastreifen laufen auf Hochtouren. Es wird in Kürze mit einer möglichen Einigung der Konfliktparteien gerechnet. Unterdessen will die Brics-Gruppe über die Lage im Nahen Osten beraten. Viele Länder des Globalen Südens nehmen zum Krieg im Gazastreifen eine andere Haltung ein als westliche Länder wie Deutschland und Großbritannien, die hinter Israel stehen.