Der türkische Präsident Erdogan (hier im Bild) bezeichnet Israels Regierungschef Netanjahu als „Schlächter von Gaza“ (Archivbild). Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa/Bernd von Jutrczenka

Israels Ministerpräsident Netanjahu plant die militärische Zerstörung der Hamas. Der türkische Präsident Erdogan bezeichnet das Vorgehen Israels als „Gräueltat“ und Netanjahu als „Schlächter“.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu als „Schlächter von Gaza“ bezeichnet und ihm vorgeworfen, Antisemitismus zu fördern. Netanjahu gefährde durch „die Morde, die er in Gaza begeht die Sicherheit aller Juden weltweit“, sagte Erdogan in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache im Parlament am Mittwoch. 

Erdogan warf dem israelischen Regierungschef zudem vor, mit seinen Äußerungen über die „Vernichtung“ der Hamas Hoffnungen zu schmälern, „dass die humanitäre Pause in einen dauerhaften Waffenstillstand umgewandelt werden kann“.

Seit dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und den darauf folgenden israelischen Angriffen auf den Gazastreifen hat der türkische Präsident wiederholt Netanjahus Regierung attackiert. Erdogan brandmarkte Israel als angeblichen „Terrorstaat“, die Hamas hingegen bezeichnete er als „Befreiungsorganisation“. 

Erdogans scharfe Rhetorik belastet die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Beide Seiten hatten im vergangenen Jahr nach langer diplomatischer Eiszeit Botschafter in das jeweils andere Land entsendet. Sie hatten zudem die Entwicklung engerer Handelsbeziehungen und die Arbeit an neuen Energieprojekten erörtert.

Beide Länder zogen Diplomaten ab

Der Gaza-Krieg veranlasste Israel dazu, als Sicherheitsvorkehrung sein gesamtes diplomatisches Personal aus der Türkei und anderen Ländern der Region abzuziehen. Ankara zog seinerseits aus Protest gegen Israels Vorgehen seinen Gesandten aus Tel Aviv ab.

Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren vor gut sieben Wochen nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen in ihre Gewalt gebracht.

Seit Freitag gilt eine Feuerpause

Israel bombardierte als Reaktion wochenlang massiv Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Seit Freitag ist eine Feuerpause in Kraft, in deren Verlauf die Hamas Geiseln freiließ und Israel palästinensische Häftlinge.