2014 wurde Michael Medla in den Vorstand des Kreisjugendrings gewählt. Foto: Ines Rudel

Der Kreisjugendring Esslingen vernetzt junge Menschen und setzt sich für ihre Interessen ein – und das seit 75 Jahren. Am Freitag feiert er sein Bestehen im Komma. Doch wo genau wirkt der Kreisjugendring?

Seit 75 Jahren setzt sich der Kreisjugendring Esslingen (KJR) für Heranwachsende ein, das wird am 17. November im Komma ab 17 Uhr gefeiert. „75 Jahre KJR sind für uns ein Anlass zu feiern, aber nicht zum Selbstzweck, sondern im Sinne unseres täglichen Handelns“, sagt Michael Medla, KJR-Vorsitzender, Nürtinger Stadtrat und Kreisrat. Diese tägliche Arbeit umfasst eine große Bandbreite an Tätigkeitsbereichen.

Wo wirkt der KJR?

Seit seiner Gründung 1948 versteht sich der KJR als Arbeitsgemeinschaft aller wichtigen Jugendverbände und Organisationen im Kreis und als Dienstleister in 38 Kommunen. Der KJR betreibt 39 Kinder- und Jugendeinrichtungen wie Jugendhäuser und Jugendfarmen. Darüber hinaus bietet er an 46 Schulen Schulsozialarbeit an. Das „Brückenbauen“ stehe dabei im Fokus, sagt Medla. So veranstaltete der KJR beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Jugend- und Kulturzentrum Z in Filderstadt Austauschnachmittage für geflüchtete Jugendliche. Mit „Sounds“, einem Konzertabend mit Bands aus der Umgebung, hatten junge Musizierende die Chance sich zu vernetzen. Auch Medienpräventionsarbeit zählt der KJR zu seinen Aufgaben, um die Jugendlichen nicht an die Selbstisolation durch zu hohen Medienkonsum zu verlieren, fügt Medla hinzu.

Wer trägt und finanziert den KJR? Getragen wird der KJR von 32 Mitgliedsverbänden aus dem Kreis. Finanziert wird er zu 55 Prozent von den Kommunen, zu 22 Prozent vom Kreis, zu 13 Prozent von weiteren öffentlichen Geldgebern (Bund, Land, EU), sowie zu zehn Prozent durch sonstige Einnahmen.

Wozu braucht es den KJR? Die Jugend solle in Selbstverantwortung ihr Leben gestalten und selbst bestimmen – sagte der damalige Landrat Georg Geist bei der Gründung des KJR. Das Gründungsprinzip ist auch heute noch aktuell: Bei der Arbeit des KJR gehe es nicht darum, die Jugendlichen zu bemuttern, vielmehr sehe er sich als Begleiter junger Menschen aus verschiedenen Lebenswelten, sagt Medla. Wie wichtig die Arbeit ist, zeigte nicht zuletzt die Coronapandemie. Im Frühjahr 2021 beispielsweise hat der KJR innerhalb weniger Tage die Kinder-Notbetreuung für das Personal der Medius-Kliniken aus dem Boden gestampft. „Wir sehen uns aber auch als Sprachrohr für die Interessen der jungen Menschen“, ergänzt Medla.

Wie geht der KJR mit den derzeitigen Krisen in der Gesellschaft um? Die derzeitigen Herausforderungen in unserer Gesellschaft betreffe uns alle, betont Medla, auch und gerade junge Menschen: „Wir nehmen ein zunehmendes Ohnmachtsgefühl angesichts der fehlenden Relevanz junger Menschen im politischen Alltag bis hin zum Umgang mit den derzeitigen Krisen wahr.“ Die Corona-Pandemie, die Unsicherheit durch Kriege bis hin zur Klimakrise – „junge Menschen können daran geradezu verzweifeln“, meint Medla. Der KJR gehe deshalb mit jungen Menschen in den Austausch, wie sie mit den Herausforderungen umgehen können und wie sie sich angesichts der globalen Krisen dennoch als selbstwirksam erleben können. Es sei wichtig, jungen Menschen eine positive Perspektive zu geben. Ein besonderes Anliegen des Kreisjugendrings sei es deshalb, mit jungen Menschen in den Austausch zu gehen und sie ernst zu nehmen.

Ein Programmpunkt der Jubiläumsfeier ist ein Gespräch mit einer jungen und einer Person aus der älteren Generation unter anderem über die Themen Demokratiebildung, Migration und Musik als Ausdrucksform.