Am Mittwoch ist in der Fellbacher Eisenbahnstraße der Grundstein gelegt worden: Die Kreisbaugruppe erstellt dort im Auftrag der Stadt einen Gebäudekomplex, in dem preisgünstige Mietwohnungen, Bildungseinrichtungen und ein Radparkhaus Platz finden sollen. Foto: Sigerist

Die Kreisbaugruppe wächst und wächst – diese Entwicklung will der Landrat in den Gremien diskutieren:„Wir müssen prüfen, was wir uns leisten können und wollen“.

Waiblingen - Mit einer Rekordbilanzsumme von mehr als 200 Millionen Euro hat die Kreisbaugruppe Waiblingen das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen. Binnen fünf Jahren hat sich das Geschäftsvolumen damit nahezu verdoppelt. Der Schwerpunkt und Kernauftrag, das betonen der Aufsichtsratsvorsitzende Richard Sigel und der Geschäftsführer Dirk Braune unisono, liege nach wie vor bei der Schaffung und Vermietung preisgünstigen Wohnraums. Doch die Gruppe, die zu 92 Prozent vom Landkreis getragen wird, engagiert sich längst auch in anderen Geschäftsbereichen, etwa in der Entwicklung der brachliegenden Klinikareale in Waiblingen und Backnang, im Gebäudemanagement oder als Bauherr und Betreiber dreier Gesundheitszentren.

Sigel: Die Kreisbau wächst und wächst

„Die Kreisbau wächst und wächst“, lobt der Landrat Richard Sigel das Engagement seiner Unternehmenstochter. Er sieht angesichts der Engpässe in Sachen bezahlbarer Wohnraum auch weitere Investitionen in diesem Bereich für dringend geboten. Dennoch will er das Modell nach der Sommerpause in den politischen Gremien zur Disposition stellen. „Die Frage ist: Welchen Beitrag kann und will sich der Hauptgesellschafter Kreis künftig leisten“, sagt Sigel. Schon jetzt ist der Kreis mit einem Eigenkapitalanteil von rund 40 Millionen Euro und entsprechenden Bürgschaften beteiligt.

Dass sich andere Gebietskörperschaften, wie jüngst auch der Landkreis Ludwigsburg, dagegen entschieden haben, mit einer eigenen Gesellschaft in den sozialen Wohnungsbau einzusteigen, habe nichts mit der Überprüfung durch die Gremien zu tun. Im Nachbarlandkreis herrschten ganz andere Voraussetzungen, sagt Sigel, „bei uns ist die Kreisbaugruppe historisch gewachsen, in Ludwigsburg hätte man jetzt bei null einsteigen müssen“.

Nein, wirklich zur Disposition steht das Modell sicherlich nicht. Aber die weitere strategische Ausrichtung bedürfe einer politischen Entscheidung, glaubt Sigel. „Das ist ein ganz normaler Vorgang wie in anderen Unternehmen auch.“

5000 günstige Mietwohnungen fehlen

Er selbst macht auf Nachfrage keinen Hehl daraus, dass er ein weiteres Wachstum vor allem im Bereich Wohnungsbau für wichtig erachtet: „Es spricht einiges dafür.“ Schon aktuell werde der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen im Landkreis auf 5000 Einheiten geschätzt, Tendenz steigend. Die Kreisbaugruppe habe zurzeit aber „nur“ 720 entsprechende Wohnungen im Bestand. „Wir werden das Problem sozialer Mietwohnungsbau nicht alleine lösen können“, so Sigel, „aber wir sollten einen substanziellen Beitrag dazu leisten.“

Auch viele Kommunen hätten längst den Mehrwert einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Kreisbau erkannt, überließen dieser etwa im Erbbaurecht kostengünstige Grundstücke wodurch diese die Mieten unter den marktüblichen Preisen halten könne. Aktuell werde ein solches Projekt in Murrhardt realisiert, das dort mit einem privaten Investor so wohl nicht möglich gewesen wäre. Auch in Fellbach ist mit der Grundsteinlegung am Mittwoch ein neues Vorhaben begonnen worden. Die Kreisbau erstellt dort im Auftrag der Stadt einen Gebäudekomplex, in dem preisgünstige Mietwohnungen, Bildungseinrichtungen und ein Radparkhaus Platz finden sollen. Für den Landrat ist dies nicht nur inhaltlich ein besonderes Projekt. „Wir legen heute den Grundstein für intensive Beziehungen zwischen der Stadt Fellbach und der Kreisbau – ganz im Sinne der kommunalen Familie“, lässt er sich in einer Pressemitteilung zitieren.

Die Kreisbaugruppe

Struktur
Die Kreisbaugruppe Waiblingen besteht aus drei Gesellschaften: der Kreisbaugesellschaft Waiblingen mbH, der Rems-Murr-Immobilen-Management GmbH und der Rems-Murr-Gesundheits GmbH & Co. KG. Jeweiliger Hauptgesellschafter mit 92 Prozent Anteilen ist der Rems-Murr-Kreis.

Bestand
Aktuell vermietet und verwaltet die Kreisbau einen Mietwohnungsbestand von rund 730 Wohnungen, die Durchschnittsmiete liegt laut eigenen Berechnungen bei 6,88 Euro pro Quadratmeter. Zurzeit sind 168 neue Mietwohnungen im Bau. Hinzu kommen etwa 3000 Wohn- und Gewerbeeinheiten, die für Dritte – Wohnungseigentümergemeinschaften sowie andere Eigentümer – verwaltet werden.

Bilanzsumme
Das Geschäftsvolumen der Kreisbaugruppe ist in den vergangenen fünf Jahren um nahezu das Doppelte angewachsen: von 108,9 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 207,6 Millionen Euro im Jahr 2016.