Die Olga-Arche ist das Wahrzeichen der Kinderklinik. Klicken Sie sich durch die Fotostrecke. Foto: Leif Piechowski

Die Neubauten von Olgahospital und Frauenklinik am Katharinenhospital gehen in die Endphase. Schmerzlich: Die Kosten stiegen um 60 auf 330 Millionen, bei einem Jahr Verspätung.

Stuttgart - Draußen brummen die Bagger, drinnen jedoch sind einige Bereiche so weit fertig, dass Patienten und Personal sofort einziehen könnten. So stehen im Wartebereich der künftigen HNO-Ambulanz in einem der glasdachüberspannten Innenhöfe schon Tischkicker für junge Patienten bereit. In der obersten Etage der Bettenhäuser sind Untersuchungszimmer und Pflegestützpunkte möbliert. Auch das kindgerechte Leitsystem, vom Ludwigsburger Trickfilm-Professor Andreas Hykade und der Stuttgarter Werbeagentur Totems entworfen, führt mit bunten Tierfiguren an Wänden und Fenstern in die verschiedenen Abteilungen der künftigen Kinder-, Jugend- und Frauenklinik.

In großen Teilen ist das neue Olgahospital jedoch noch eine Ausbau-Stelle. Im zentralen Eingangsbereich klopfen Zimmerleute an der großen Olga-Arche, dem Wahrzeichen der traditionsreichen Stuttgarter Kinderklinik. In Operationssälen hantieren anstelle von Chirurgen noch Klimatechniker und Elektriker. „Wir kommen schon regelmäßig hierher, damit sich die Mitarbeiter an die neue Umgebung gewöhnen“, sagt Franz-Josef Kretz, der Ärztliche Direktor des Olgahospitals, von Übungsexkursionen.

Auch Chefarzt Ulrich Karck von der Cannstatter Frauenklinik fühlt sich im künftigen Mutter-Kind-Zentrum des städtischen Klinikums bereits heimisch: „Es ist richtig, dass wir in unserem Operationssaal Tageslicht haben“, lobt er Planer und Architekten. Durch die OP-Fenster, die den Blick auf den Operationstrakt des benachbarten Katharinenhospitals eröffnen, könne man später „sogar schauen, was die Konkurrenz macht“, witzelt Karck während eines Presserundgangs durch den Klinikneubau.

333.000 Euro steuerte Fußballer Hansi Müller nach einem Benefiz-Spiel bei

Freude und Erleichterung, dass das Megaprojekt Olgahospital mit Frauenklinik auf die Zielgerade einschwenkt, ist beim Pressetermin auch anhand der Gastgeberzahl ablesbar. Mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle und Technikbürgermeister Dirk Thürnau ist die halbe Bürgermeisterbank auf Baustellentour, daneben führen Amts- und Projektleiter die Medienvertreter durch eines der größten Klinikprojekte in Deutschland. „Es nähert sich einem guten baulichen Ende“, sagt OB Schuster. Obwohl man eigentlich dieser Tage die Einweihung habe feiern wollen, merkt er die verspätete Fertigstellung um rund ein Jahr als Wermutstropfen an.

Unter anderem juristische Auseinandersetzungen nach Vergabe-Einsprüchen hatten den Baufortschritt ausgebremst. „Billiger geworden ist es in dieser Zeit auch nicht“, sagt Schuster. Die Kosten schossen seit den ersten Aushubarbeiten im März 2007 um knapp ein Viertel auf nun 330 Millionen Euro in die Höhe. Da das Land seinen Förderrahmen einfror, gehen die Preissteigerungen zu Lasten der Landeshauptstadt. Am Ende muss der Krankenhausträger nun deutlich mehr als die Hälfte der Investitionssumme stemmen, was „eine sehr unbefriedigende Situation ist“, so Schuster.

Privatem Engagement ist es zu verdanken, dass das neue Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin auch kindgerecht ausgestattet wird. Spielgeräte und Zustellbetten für Eltern finanziert die gemeinnützige Olgäle-Stiftung mit 2,5 Millionen Euro. Der Betrag reicht, um fürs neue Domizil auch mit einem zweiten Kernspintomografen ein zusätzliches Großgerät anzuschaffen. „Wir haben tolle Unterstützung aus der Bürgerschaft“, betont die Stiftungsvorsitzende Stefanie Schuster. 333.000 Euro steuerte allein Hansi Müller nach einem Benefiz-Spiel bei. Deshalb wird auch der Warteraum mit den Kickertischen nach dem Ex-VfB-Profi benannt werden.