Lazaros Emmanouilidis in seiner Kampfsportschule Fight and Fun – links und rechts trainieren Kinder und Jugendliche mit der „Reaction Counter“-App. Foto: privat

Lazaros „Lalli“ Emmanouilidis hört als Trainer beim Kickbox-Team „Lalli1“ auf.

Kornwestheim - Das knapp dreiminütige Minivideo fängt ganz harmlos an. Lazaros Emmanouilidis, den alle eigentlich nur „Lalli“ rufen, geht ein paar Schritte durch seine Kampfsportschule Fight and Fun und wünscht ein gutes und erfolgreiches neues Jahr. Doch allein der Titel des Youtube-Filmchens stellt klar, dass es um viel mehr geht als das. „Ich gebe ab sofort alle meine Tätigkeiten als Lalli1-Team-Pointfighting-Coach ab“, ist es überschrieben. Und so ist es dann auch: Emmanouildis ist ab sofort nicht mehr Trainer der Erfolgsmannschaft unter dem Dach des SV Kornwestheim.

Der 44-Jährige will sich fortan ganz dem Training und dem Betrieb in seiner Sportschule widmen. Außerdem ist er schon im Frühjahr 2020, kurz nach Beginn der Pandemie, unter die App-Entwickler gegangen. Gemeinsam mit Christian Becker-Asano, Professor für künstliche Intelligenz, hat er das Programm „Reaction Counter“ kreiert. Es ermöglicht digitales Training und Wettkämpfe und wird von den beiden ständig ergänzt. „Alles zusammen wurde einfach zu viel“, bekennt Emmanouilidis. 1984 hat der gebürtige Ludwigsburger mit gerade einmal sieben Jahren mit dem Kampfsport in Kornwestheim begonnen. Seit Januar 2007 ist er als Trainer tätig, erst beim SVK, seit März 2013 selbstständig. Im April 2019 schloss sich das Team Lalli1 als neue Abteilung dem SV Kornwestheim an. Emmanouilidis ist verheiratet und hat eine Tochter.

Peters unterstützt bereits

Ein Nachfolger ist schon gefunden, er kommt aus den eigenen Reihen. Und wer hätte sonst in die doch einigermaßen großen Fußstapfen seines Mentors treten sollen als Weltklassekämpfer Sandro Peters? Oder um es mit den Worten des (Ex-)Coaches im Video zu sagen: „Ihr ahnt es bereits: richtig!“ Fight-and-Fun-Eigengewächs Peters ist Ende Oktober 2021 Vizeweltmeister im Pointfighting geworden, also in einer Form des Kickboxens mit unter anderem Kopf- und Beinschutz. Schon länger hat der 20-Jährige im Fight and Fun den Nachwuchs trainiert und unterstützte das Lalli1-Team bei diversen Turnieren, wenn er nicht gerade auf der Matte stand. Jetzt soll er die Kämpfer selbst coachen – aktives Mitglied der Mannschaft bleibt er aber weiterhin.

Natürlich ging der Wechsel nicht einfach so hopplahopp über die Bühne. „Wir haben das schon länger vorbereitet“, sagt Peters, „und es ist für mich eine große Ehre – aber eigentlich nichts ganz Neues.“ Bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Jahr agierte er schon als fast alleiniger Trainer, während sich Emmanouilidis im Hintergrund hielt. „Die Kids kennen mich und können mich alles fragen“, sagt Peters, der aktuell eine Ausbildung zum Lokführer macht. „Es war schon nicht ganz einfach, mit den Arbeitszeiten und dem Training eine Routine zu finden“, gesteht er, „aber inzwischen habe ich es gut hinbekommen.“

Ziel: digitale Kampfsportschule

„Sandro weiß alles über den Sport“, sagt Lazaros Emmanouilidis, „und an neuen Aufgaben wächst man.“ Denn es geht nicht allein ums Sportliche. Auch die Organisation von Fahrten zu Turnieren ins Ausland, von Meldungen und dem Wiegen muss geschultert werden. Peters hat dabei Unterstützung: Felix Anschütz und Daniel Mogusch, beide ebenfalls seit vielen Jahren im Fight and Fun aktiv, greifen ihm unter die Arme.

Und falls nötig, ist ja immer noch Emmanouilidis selbst da – auch wenn er sich zunächst verstärkt auf die „Reaction Counter“-App konzentrieren will. Dafür hat er in seiner Kampfsportschule weitere Ausrüstung angeschafft und sogenannte Standingsbacks mit Smartphones samt Halterungen ausgestattet. „Ich will mich nicht weiter abhängig machen von Lockdown hier, Lockdown da“, sagt er und formuliert große Ziele: „Ich will die erste digitale Kampfsportschule der Welt aufbauen.“ Die App richte sich derweil nicht nur an Profis, sondern sei genau so gut für den Breitensportbereich einsetzbar. „Und ich habe große Lust darauf, das ganze weiter zu entwickeln.“

Der neue Coach: Sandro Peters

Privates
 Sandro Peters, Sohn von Eltern mit kroatischen Wurzeln, wurde am 29. Juli 2001 in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren. Am Kornwestheimer Ernst-Sigle-Gymnasium hat er sein Abitur gemacht. Nach dem Versuch eines Studiums absolviert er derzeit eine Ausbildung zum Lokführer.

Sportliches
 Peters kam mit acht Jahren zum Kampfsport. Höhepunkt seiner an großen Siegen bislang nicht gerade armen Laufbahn: Die WM des Verbandes WAKO im vergangenen Oktober und der Vizeweltmeistertitel. „Ich bin damit aber nicht zufrieden“, sagt er – und schickt eine Kampfansage in die Welt: „Die nächste WM gehört mir!“