Kay Johannsen schätzt bei Schmidt den volksliedhaften Ton. Foto: Wolf

An diesem Freitag dirigiert Stiftskantor Kay Johannsen um 19 Uhr in der Stiftskirche das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ des Österreichers Franz Schmidt.

An diesem Freitag dirigiert Stiftskantor Kay Johannsen um 19 Uhr in der Stiftskirche das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ des Österreichers Franz Schmidt.
 
Stuttgart - Herr Johannsen, Franz Schmidt hat sein Oratorium zwischen 1935 und 1937 komponiert. In welchem Maße klingt da die Bedrohung durch die Nationalsozialisten durch?
Die Idee, sich mit der Offenbarung auseinanderzusetzen, war wohl älter. Sein Verhältnis zu den Nazis war ambivalent. Er wurde hofiert, weil er modern komponierte, aber nicht so wie Schönberg. Schmidt wollte die Katastrophe des Krieges deutlich vor Augen führen. Man kann die Musik als Warnung vor den Verfehlungen eines Volkes verstehen, das sich dem Falschen zuwendet. Wobei die Offenbarung an sich ja auch unter Theologen umstritten ist, weil sie voller symbolischer Bilder ist, die den Krieg quasi verherrlichen, damit Gottes Reich anbricht. Schmidt schreibt aber noch zusätzlichen Texte rein, in denen dies relativiert wird. Am Ende steht der huldvolle, gnadenreiche Gott.
Wie muss man sich das klanglich vorstellen?
Es ist der Klang der Spätromantiker, die genau wissen, wie man auch mit speziellen Klangfarben umgeht. Schmidt malt mit all den damals verfügbaren Orchesterfarben, um Dunkelheit oder Verlassenheit zu illustrieren. Das geht schon mehr in Richtung Wagner als in Mahler. Es sind schon sehr große Gesten, die er beherrscht.
Sprengt das nicht die akustischen Möglichkeiten der Stiftskirche?
Das Stück sprengt jeden Rahmen, und so soll es ja auch sein. Die Kirche soll erbeben, und das war ja schon des Öfteren der Fall bei unseren Konzerten.

Aufführung an diesem Freitag um 19 Uhr. Karten an der Abendkasse.