Kultusminister Andreas Stoch will die Realschulen reformieren. An die Gymnasien wagt er sich nicht. Foto: dpa

Die Realschulen werden nun so was Ähnliches wie Gemeinschaftsschulen. Realschullehrer werden auf ein heterogeneres Spektrum an Schülern vorbereitet. Was aber ist mit den Gymnasien? Kultusminister Stoch müsste auch hier Hand anlegen.

Stuttgart - Keine Frage, Baden-Württembergs dreigliedriges Schulsystem ist in der Form nicht zu halten. Allein schon die rückläufigen Schülerzahlen erzwingen größere Einheiten und ein neues System. Die grün-rote Landesregierung hat allerdings ohne Not die Unruhe, die bei solchen Veränderungen zwangsläufig entsteht, zusätzlich geschürt, und zwar durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. Die Gymnasien und Realschulen haben seitdem mit immer mehr Schülern zu kämpfen, die auf diese Schulart eigentlich nicht gehören.

Diese Entwicklung habe es schon vorher gegeben, rechtfertigt sich Kultusminister Andreas Stoch, sie habe sich nur beschleunigt. Das stimmt, beantwortet aber die Frage nicht, warum der Minister das Durcheinander, das er vorgefunden hat, durch eine unsinnige Maßnahme noch vergrößerte. Wie auch immer: An der Front der Realschulen sorgt Stoch nun – anderthalb Jahre vor der nächsten Landtagswahl – für etwas Ruhe. Sie bekommen mehr Lehrerstellen und werden letztlich in so etwas Ähnliches wie Gemeinschaftsschulen umgewandelt. An die Gymnasien Hand anzulegen, wagt sich Stoch weiterhin nicht. Warum nun aber nur Realschullehrer lernen sollen, wie sie heterogener gewordene Klassen unterrichten sollen, erschließt sich nicht. Einige Gymnasiallehrer, die vor genau demselben Problem stehen, hätten eine solche Fortbildung genauso nötig.