Im Leonhardsviertel nimmt die Gewalt zu Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Verzweifelt versucht die Stadt, im Rotlichtviertel vernünftige Zustände zu erreichen. Und sie ist auf einem guten Weg. Der lächerliche Streit um die Poller lenkt vom eigentlichen Problem ab: Dem Anstieg von Gewalt, findet unsere Expertin Eva Funke.

Stuttgart - Die Situation ist alarmierend: Obwohl der Straßenstrich im Leonhards- und Bohnenviertel fast verschwunden ist, nehmen die Probleme im Rotlichtmilieu zu. Prostituierte werden bedroht und angepöbelt, Schlägereien vor den Bordellen gehören zur Tagesordnung.  

In Gremien wie dem Runden Tisch suchen Politik und Behörden nach Lösungen. Poller rein, Poller raus? Durch den lächerlichen Streit um die Poller werden die ernsthaften Bemühungen der Gremien ad absurdum geführt. Da wird der Polizei hinter vorgehaltener Hand vorgeworfen, zu faul zu sein, die Pfosten runterzulassen. Dem Bordellbetreiber wird unterstellt, dass es ihm bei seiner Forderung, die Poller abzubauen, um den eigenen Vorteil geht. Mag sein, dass an beidem was dran ist. Doch darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Polizei im Ernstfall schnell vor Ort sein muss. Das Gleiche gilt für Rettungsfahrzeuge. Nicht auszudenken, wenn Menschen zu Schaden kämen, weil Einsätze am Poller scheitern. Und es geht darum, Ausschreitungen in den Griff zu bekommen.

Deshalb war die Entscheidung von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) richtig, die schnelle Zufahrt durch Entfernen eines Pollers zu ermöglichen – ob es der Poller am Wilhelmsplatz oder der an der Leonhardstraße ist, spielt dabei keine Rolle. Ungeschickt war allerdings, die zuständigen Gremien wie den Runden Tisch Leonhardsviertel oder den Bezirksbeirat nicht in die Entscheidung einzubinden. Die Mitglieder fühlen sich zu Recht übergangen. Das darf nun aber kein Grund sein, der Poller-Posse weitere Akten hinzuzufügen.

eva.funke@stzn.de