Viele Pendler verlassen sich täglich auf die S-Bahn – und müssen nicht selten warten Foto: Max Kovalenko

Wer die S-Bahn nutzt, erwartet keine Wunder, nur pünktliche Züge, sagt unser Kommentator Konstantin Schwarz. Dabei ist die S-Bahn zur Trödelbahn verkommen.

Stuttgart - Die S-Bahn in der Region Stuttgart war 2013 so unpünktlich wie noch nie. Wer die Schnellbahn auf dem Weg zur Arbeit fast täglich nutzt, kann dazu manche Geschichte erzählen. Von langen Halts im Tunnel, fehlender Information, verpassten Anschlüssen und saftig steigenden Preisen. Die S-Bahn ist keine Schnellbahn mehr. Sie ist zur Trödelbahn verkommen.

Die Pünktlichkeit des Systems hat, seitdem sie gemessen wird, fast stetig abgenommen. 2004 kamen noch 88,2 Prozent aller Züge mit weniger als drei Minuten Verspätung ans Ziel. 2009 waren es 82,3 Prozent, jetzt nur noch 74,2 Prozent. S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause hat den Absturz am Donnerstag wortreich beklagt. Man habe keine eigenen Gleise und teils nur eingleisige Abschnitte, müsse diese mit anderen Zuggattungen teilen. Das mag ja sein. Aber wie konnte dann 2004 der Spitzenwert erreicht werden?

Die Antwort hat Krause indirekt in einem Nebensatz gegeben: Erstmals wolle die für Gleise und Streckentechnik verantwortliche DB Netz AG wegen der vielen Störungen 2014 „präventive Instandhaltung“ betreiben. Also vorbeugend in Technik investieren, die 2004 eben noch nicht so abgewirtschaftet war wie heute. Wer Teile rechtzeitig wechselt, beugt dem Systemausfall vor. „Präventive Instandhaltung“ betreibt jeder Autofahrer, der sein Vehikel zur Inspektion bringt.

Die Trödelbahn hatte also offenbar System. Der DB-Konzern hat auf dem Weg zur Börse den Gewinnbringer DB Regio als Melkkuh genutzt. Nicht nur in Berlin, wo das System zusammenbrach, auch in Stuttgart ist gespart worden. Die Fahrgäste dürften keine Wunder erwarten, hieß es am Donnerstag. Das tun sie nicht. Sie erwarten nur pünktliche Züge. Dazu braucht es keine Wunderheiler.

k.schwarz@stn.zgs.de