Trump löst Abwehrreflexe aus – auch bei deutschen Gründern. Foto: AFP

Trump macht deutschen Start-ups schlechte Laune. Aber das ist nur ein Streiflicht – Standortentscheidungen fallen nicht nach Stimmungslage, schreibt Andreas Geldner.

Stuttgart - Stimmung zählt – auch im Wirtschaftsleben. Und wenn nun eine aktuelle Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom zu Tage fördert, dass für deutsche Gründer der heimische Standort im direkten Vergleich zum bisherigen Start-up-Mekka deutlich attraktiver geworden ist, dann ist das erst einmal ein erfreuliches Stimmungsbild. Doch wer daran denkt, wie komplex und von vielen Faktoren Standortentscheidungen abhängig sind, der kann die Umfrage wirklich nur als einen atmosphärischen Beitrag lesen – der wenig mit konkreten Standortentscheidungen zu tun hat.

Der Schritt in die USA war schon immer komplex

Der Schritt in die USA war schon immer rechtlich, finanziell und strategisch komplex – mit und ohne Trump. Wenn der riesige Markt und die potenten Investoren da sind, bleiben dies schlagende Argumente. Und objektiv hat sich an den Voraussetzungen für Start-ups in den Vereinigten Staaten bisher nichts geändert – zumal der wichtigste Standort Kalifornien nicht nach der Pfeife des Mannes im Weißen Hauses tanzen wird. Der rückwärtsgewandte Präsident kratzt am Innovationsmythos des Landes. Mehr ist es vorerst nicht. Und es ist reine Spekulation, ob im Zuge von handelspolitischen Hakeleien mit Deutschland irgendwann einmal Gründer leiden könnten. Von Einreise-Erschwernissen sind Europäer bisher nicht betroffen.

Kein Grund zur Deutschland-Euphorie

Bevor man also in voreilige Euphorie ausbricht und Deutschland zum Sieger über die USA aufruft, könnte man die Resultate ein wenig gegen den Strich bürsten. Ist es nun wirklich positiv, dass andere von Donald Trump ganz gewiss nicht beeinflusste Start-up-Standorte auf der Welt für deutsche Gründer keinerlei Rolle spielen? Israel, die aufstrebenden asiatischen Metropolen, sonstige europäische Länder – sie sind, wenn man der nicht völlig repräsentativen Umfrage glauben will, nicht auf dem Radar. Bleibe im Lande und gründe redlich? Ist dies das Rezept in einer globalisierten Gründerkultur? Das ändert nichts daran, dass Deutschland erfreulicherweise aufgeholt hat und dass nach Jahren freundlicher politischer Rhetorik nun auch die konkreten Rahmenbedingungen besser werden. Daran muss auch nach dem Wahlkampf weiter gearbeitet werden. Dann bekommen Stimmungsbilder mehr Substanz.