Auf Reformkurs: IOC-Präsident Thomas Bach Foto:  

Das Internationale Olympische Komitee beschließt die weit reichendsten Reformen seit 15 Jahren. Doch es gibt auch Kritik an den Beschlüssen.

Es fällt nicht schwer, sich Olympische Spiele als gigantischen Zirkus vorzustellen. Thomas Bach wäre dann der Direktor, der sich um die Zukunft seines zirzensischen Theaters sorgt. Nachdem sich jahrzehntelang die Metropolen dieser Welt und die schönsten Wintersportorte um eines der seltenen Gastspiele gerissen haben, will diesen Zirkus in demokratischen Ländern kaum noch einer haben. Weil er Investitionen in Milliardenhöhe fordert und gleichzeitig horrende Gewinne kassiert, weil er sich um Umweltsünden nicht schert, weil sein Programm aufgebläht und trotzdem ohne hippe Elemente ist, weil ihm immer wieder Korruption vorgeworfen wird. Bach weiß um die Probleme – weshalb er seinen Zirkus neu aufstellt.

Alle 40 Reformvorschläge seines deutschen Präsidenten hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Montag durchgewunken. Die Kritik, dass viele Punkte nicht neu oder wenig substanziell seien, ist bei einzelnen Aspekten nachvollziehbar. Klar ist aber auch: Mit seinem Reformwerk gibt Bach das Zeichen zum Aufbruch. Er weiß, dass er einen weiten Weg vor sich hat, wenn er das angekratzte Image des IOC aufpolieren will. Aber zumindest den ersten Schritt hat er getan.

Das Ziel? Wenn die olympische Idee überleben soll, benötigen die Herren der Ringe eine neue Akzeptanz in demokratischen Ländern. Eine deutsche Bewerbung um Olympia 2024 und/oder 2028, hinter der die Bevölkerung steht, wäre dabei enorm hilfreich. In Hamburg und Berlin werden die IOC-Reformen denn auch begrüßt, ob sie allerdings weit genug gehen, um den Menschen ihre Skepsis zu nehmen, ist höchst fraglich. Denn so lange das IOC zum Beispiel auch künftig Steuererleichterungen von Olympiastädten fordert, wird es den Makel der Profitgier so schnell nicht los. Und das Dopingproblem, siehe Russland, scheint eher größer als kleiner zu werden. Einen Zirkus aber, der nur aufs Geld schaut und in dem Artisten auch noch als Betrüger überführt werden, wird die Gunst des Publikums nicht gewinnen.

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