Mahle-Kolben vor der Zentrale in Stuttgart Foto: dpa

Mehrarbeit ohne Bezahlung ist kein Patentrezept gegen Kostendruck, findet unsere Redakteurin Imelda Flaig im Kommentar.

Stuttgart - Die Idee ist fürs Unternehmen bestechend: Statt 35 Stunden könnten die Mahle-Beschäftigen in Deutschland künftig 40 Wochenstunden arbeiten. Damit könnte der Autozulieferer die Herstellungskosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Und die Mitarbeiter? Die hätten auch was davon: sicherere Jobs und immer noch gleich viel Geld auf dem Konto.  

Das Ganze entpuppt sich aber als Milchmädchenrechnung. Fünf Stunden Mehrarbeit ohne Bezahlung bedeuten fast 15 Prozent weniger Verdienst pro Stunde. Auch schafft Mehrarbeit zusätzliche Kapazitäten und bringt nur eine Kostenentlastung, wenn der Laden brummt. Bei Mahle aber sind die Werke sehr unterschiedlich ausgelastet. Während mancherorts Überstunden anfallen, werden anderswo die Auftragspolster dünner.  

Dass es Jobsicherung nicht zum Nulltarif gibt, wissen auch die Arbeitnehmervertreter. Unbestritten ist, dass der Autozulieferer auf den steigenden Kostendruck reagieren muss, zumal die Autohersteller in den vergangenen Monaten noch neue Sparprogramme aufgelegt haben. Dennoch hat das Mahle-Management die Mitarbeiter mit solchen Maximalforderungen vergrätzt, noch ehe Verhandlungen übers Eingemachte – Jobsicherung und die Zukunft der Standorte – begonnen haben.

Doch die Forderung nach der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich ist das falsche Signal. Damit lassen sich keine strukturellen Probleme lösen. Mehr Flexibilität muss als Zauberwort auf dem Wunschzettel stehen – das können in bestimmten Bereichen hohe Überstundenkonten sein, während anderswo die Arbeitszeit massiv abgesenkt wird. Es muss ja nicht gleich so weit gehen wie bei Porsche, wo die Mitarbeiter 34 Stunden arbeiten und 35 bezahlt bekommen.