Sieg und Beförderung: Doppelter Grund zum Jubeln für VfB-Trainer Jürgen Kramny. Am Sonntagmittag verkündete Robin Dutt (rechts) die Entscheidung der Vereinsführung. In der folgenden Bildergalerie beleuchten wir die bisherige Karriere Kramnys. Foto: Baumann

Jürgen Kramny (44) ist neuer Cheftrainer beim VfB Stuttgart. Er hat schnell wieder Ordnung ins Spiel gebracht, kommentiert StN-Sportchef Gunter Barner, auf Dauer muss er dem Spiel aber ein neues Gesicht geben. Dazu braucht er die Hilfe der VfB-Bosse Wahler und Dutt. Kramny ist auch ihre letzte Chance.

Stuttgart - Den Rückpass spielt ein Fußballer meist aus zweierlei Gründen: Entweder öffnet sich keine Lücke mehr im Spiel nach vorn oder die Lage beginnt für ihn brenzlig zu werden. Beim VfB Stuttgart kam zuletzt beides zusammen.

Da war es kein Fehler auf einen Trainer zu bauen, der auf dem Cannstatter Wasen nicht erst nach dem Weg fragen muss. Jürgen Kramny hat die Verhältnisse auf seine Weise geregelt. Unaufgeregt nach innen und außen gab der langjährige U-23-Coach dem VfB-Spiel wieder eine Ordnung, den Spielern neues Selbstvertrauen und den Fans die Hoffnung zurück. Gegen den VfL Wolfsburg knüpfte der VfB an die Spielweise an, mit der er am Ende der vergangenen Saison den Abstieg verhinderte. Was umso deutlicher belegt, wie sehr sich Sportvorstand Robin Dutt von Ex-Coach Alexander Zorniger in die Irre führen ließ.

Es ist nicht erstaunlich, dass die VfB-Bosse den Krisen-Manager aus den eigenen Reihen jetzt mit dem Vertrag als Cheftrainer belohnten. Allerdings taten sie das nicht allein aus der tiefen Überzeugung heraus, nach dem Waterloo mit Zorniger diesmal den Richtigen gewählt zu haben. Kramnys Beförderung ist die kostengünstigste Variante und sie hat mit dem Mangel an überzeugenden Alternativen zu tun. Der seit Jahren dahinsiechende VfB Stuttgart lockt Top-Trainer eben nicht mehr wie Motten das Licht. Lucien Favre jedenfalls lehnte trotz intensiver Bemühungen dankend ab.

Kramny ist auch Dutts letzte Chance

Das alles muss Jürgen Kramny nicht stören. Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt. Es ist jetzt an ihm, seiner Karriere die entscheidende Wende zu geben. Er muss nicht den Fußball neu erfinden, fürs erste reicht es, wenn er die Mannschaft weiter stabilisiert und sie noch ein Stück weiter weg von den Abstiegsrängen führt. Erst danach stellt sich aufs neue die Frage nach der Spielweise, mit der sich der VfB dauerhaft identifizieren will.

Das alles wird Kramny ohne die Hilfe des Vereins schwerlich stemmen können. Die Schwächen des Teams, gerade in der Abwehr, sind bekannt und eklatant. Im Angriff klaffen wegen der Ausfälle von Daniel Ginczek und Martin Harnik auch nach der Winterpause noch Lücken. Dies zu ändern ist Aufgabe der oft kritisierten Vereinsführung um Präsident Bernd Wahler und Sportvorstand Robin Dutt. So betrachtet ist Kramny auch ihre letzte Chance.