IS-Terroristen demütigen Tomislav Salopek, eine kroatische Geisel Foto: AP/IS-Aufnahme

Die Verhaftung eines Marokkaners in Ludwigsburg zeigt in der Tat: Terrorgruppen scheuen nicht davor zurück, ihre Mitglieder mit der Identität Schutzsuchender auch nach Deutschland zu schicken.

Ludwigsburg - Als israelische Geheimdienstler im April warnten, Schleuserbanden würden Flüchtlingen die Ausweispapiere wegnehmen und sie an Terroristen des „Islamischen Staates“ verscherbeln, da zauberte diese Erkenntnis vielen deutschen Sicherheitsexperten allenfalls ein müdes Lächeln aufs Gesicht. „Wer das nicht weiß, sollte sich nach einem neuen Job umsehen“, empfahl ein Innenpolitiker.

Geschehen ist seitdem – wohlwollend ausgedrückt – wenig. Die Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration (Bamf), die die Geschichten von Flüchtlingen prüfen, sehen in der Flut Schutzsuchender kein Land mehr. Die Anti-Terrorpakete, mit denen viele Landesregierungen nach dem islamistischen Terroranschlag auf die Pariser Satirezeitung „Charlie Hebdo“ im Januar dieses Jahres ihre Sicherheitsbehörden verstärken wollten, blieben meist weit hinter den Zielvorstellungen.

Diplomaten des Auswärtigen Amtes treten energisch auf die Bremse, wenn Familien geschundener Jesidinnen nach Baden-Württemberg nachgeholt werden sollen. Zu groß ist die Furcht, der IS könnte einen Verwandten oder gar eine der Frauen selbst als Schläfer der Terrorgruppe nach Deutschland schleusen. Die Verhaftung eines Marokkaners in Ludwigsburg zeigt in der Tat: Terrorgruppen scheuen nicht davor zurück, ihre Mitglieder mit der Identität Schutzsuchender auch nach Deutschland zu schicken.

Es ist der akribischen Arbeit baden-württembergischer Fahnder zu verdanken, dass der Mann verhaftet wurde. Von Ermittlern, die längst über ihre Belastungsgrenzen hinaus gehen. Sie recherchieren – neben ihrem Tagesgeschäft – zur wahren Identität von Asylbewerbern: Ermittlungen, die sich bisher weder in den Stellenplänen der Polizei, des Verfassungsschutzes noch des Bamf spiegeln.