Bei der Wirtschaft nicht hoch angesehen: CDU-Fraktionschef Guido Wolf Foto: dpa

Wolf als Wirtschaftsminister – das wäre ein Fehlstart.

Stuttgart - Dass es in Deutschland das Primat der Politik gibt, dürfte der Wirtschaft bekannt sein. Und ihre Vertreter werden auch wissen, dass sich nicht schickt, dem Souverän in Personalfragen hineinzureden – wie dies im übrigen auch umgekehrt gilt. Umso schwerer wiegt es, wenn sich nun namhafte Industrieverbände in die aktuell anstehende Besetzung des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums einmischen. Noch ist der gescheiterte CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf nicht als Chef dieses Ressorts benannt, da feuern ihre Vertreter schon aus allen Rohren gegen diese Personalie. Wolf, so ihre Botschaft, wäre der Falsche auf diesem Posten.

Dreiste Anmaßung

Man könnte diesen Vorgang als dreiste Anmaßung geißeln – wenn man nicht wüsste, wie zurückhaltend und vorsichtig die Wirtschaftsverbände ansonsten mit Kommentaren zu politischen Akteuren umgehen. Dass Unternehmer wie Trumpf-Geschäftsführer Mathias Kammüller dem früheren Landrat nun öffentlich die Eignung absprechen, das Amt des Wirtschaftsministers auszufüllen, ist beispiellos und zeigt das ganze Ausmaß ihrer Besorgnis. Gänzlich neu ist sie allerdings nicht. Hinter vorgehaltener Hand war schon während des Wahlkampf immer wieder Unzufriedenheit laut geworden.

Für die Südwest-CDU ist dieser Protest verheerend. Ausgerechnet jene Partei, die Ökonomie als eine Kernkompetenz für sich beansprucht, wird nun auf offener Bühne bloßgestellt. Parteichef Thomas Strobl kann deshalb unmöglich mit einem Wirtschaftsminister Guido Wolf in die Regierung einziehen. Das wäre ein glatter Fehlstart. Es gibt andere Ministerien, die besser zu dem gelernten Juristen Wolf passen. Doch er muss das wollen. Vielleicht überzeugt ihn ja ein Zitat des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel: Das Amt muss zum Mann kommen, nicht der Mann zum Amt.