Olympia 2016 ohne Russland wäre die beste Strafe. Foto: dpa

Die Sportverbände müssen endlich auf das offensichtliche systematische Doping im russischen Sport reagieren und harte Konsequenzen ziehen. Zum Beispiel, Russland nicht an Olympia in Rio teilnehmen zu lassen – das fordert unser Sportredakteur Tobias Schall.

Stuttgart - Eines vorneweg: russische Athleten waren weiß Gott nicht die einzigen Sportler, die bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi betrogen haben.

Es ist seit langem trauriger Alltag, dass sich der Spitzensport mehr und mehr lächerlich macht, weil Doping eine beliebte olympische Teildisziplin ist. Experten gehen von einem Drittel Betrüger aus. Das ändert aber nichts an den Fakten: Das, was in Russland immer sichtbarer wird, ist Staatsdoping. Doping quer durch alle Sportarten wird dort gefördert oder über Druck gefordert oder mindestens aber toleriert – wenn man es wohlwollend formulieren will.

Die ganzen Vorgänge, die nun bekannt wurden und zu all den anderen Enthüllungen in Bezug auf Doping in Russland passen, klingen wie ein Echo aus dem Kalten Sportkrieg. So, wie nun offenbar in Russland betrogen wird, genau so ist der Betrug damals in Ost und West gelaufen. Es geht hier eben nicht um individuelle Vergehen, sondern um groß organisiertes Doping.

Das muss endlich Konsequenzen haben. Russland hat bei den Olympischen Spielen in Rio nichts zu suchen. Das wäre das einzige Zeichen, das vielleicht verstanden werden würde. Es wäre ein Signal an alle anderen Nationen und an die Welt-Öffentlichkeit, dass es der taumelnde Sport ernst meint mit seiner angeblichen Null-Toleranz-Politik. Leider wird es wohl nicht so kommen. Russlands Einfluss im Weltsport ist viel zu groß, als dass sich das IOC trauen würde, es zu düpieren. Es ist eine Schande.