VW müsste die Marke wieder aufpolieren, doch das ist leichter gesagt als getan Foto: dpa

Obwohl der VW-Konzern wegen des Abgasskandals noch gewaltig wird zahlen müssen, liefern sich die Verantwortlichen ein unwürdiges Spektakel um Bonuszahlungen.

Stuttgart - Na immerhin, die Probleme des Jahres 2025 hat das Aufsichtsratspräsidium von VW in seiner Krisensitzung schon mal gelöst. VW-Chef Matthias Müller und der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh seien sich einig, eine Strategie 2025 zu erarbeiten, teilte der Konzern mit. Aber gab es da nicht noch ein paar Probleme, die schon im April 2016 gelöst werden müssen? Zum Beispiel die Frage, ob es Volkswagen gelingen wird, in den USA wieder Fuß zu fassen? In Wolfsburg toben Verteilungskämpfe um Geld, von dem man nur weiß, dass man es nicht hat.

Der Diesel-Skandal wird VW auch finanziell alles abverlangen – für Strafzahlungen, Rückrufe, Schadensatzklagen und nicht zuletzt den Vertrauensverlust. Dass in dieser Lage ernsthaft – und auch noch ergebnislos – darüber diskutiert wird, ob die Vorstände auf Sonderzahlungen verzichten, ist schwer nachvollziehbar. Ex-Chef Martin Winterkorn, in dessen Amtszeit sich die Manipulationen ereignet haben, besteht auf Auszahlung seines Vertrags und zeigt damit ein hohes Maß an Eigennützigkeit. Seine Ansprüche fallen auch deshalb so hoch aus, weil der Konzern durch die Manipulationen, die ihm nun auf die Füße fallen, zunächst viel Geld sparte.

Doch Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch fällt als moralische Instanz aus, ließ er sich den Wechsels in den niedriger besoldeten Aufsichtsratsvorsitz doch mit einer zweistelligen Millionenprämie versüßen. Dass da auch die Arbeitnehmer einen Bonus wollen, ist da fast schon die logische Folge. Und das Land Niedersachsen hält ebenfalls die Hand auf und besteht auf der Dividende. Auf der VW-Titanic wird getanzt, gestritten und gefeilscht – doch wohin das Schiff steuert, scheint zunehmend aus dem Blick zu geraten.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de