Auch das Milaneo ist hart von der Absage betroffen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Streit um den abgesagten verkaufsoffnen Sonntag in der Innenstadt beweist die Gewerkschaft Verdi wenig Augenmaß, meint Redakteur Martin Haar.

Stuttgart - Wer hat die Sache mit den verkaufsoffenen Sonntagen verbockt? Die City-Initiative? Das Ordnungsamt? Oder ist der Gewerkschaft Verdi in ihrem Kampf gegen den im Grundgesetz verbrieften Schutz des Sonn- und Feiertages etwas vorzuwerfen? In dieser Sache ist wohl keiner berechtigt, den ersten Stein zu werfen. An dieser Pannenserie tragen alle Beteiligten Verantwortung. Der eine mehr, der andere weniger.

Mit Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern legitimiert im Übrigen die Gewerkschaft ihr Vorgehen. Die Arbeitnehmer im Handel hätten Verdi zum Widerspruch gegen die Sonntage aufgefordert. So wird Verdi zwar den Verkäufern gerecht, verweigert aber eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Indem Verdi neun Monate ins Land ziehen ließ, ehe man den Widerspruch formulierte, nahm die Gewerkschaft finanziellen Flurschaden des Handels billigend in Kauf. Auch das anstehende Geschacher mit der Stadt um jeden einzelnen der noch ausstehenden 19 Sonntage zeugt von dieser Scheuklappensicht. Wie man solche Dinge einordnet, hat Stadtdekan Sören Schwesig mit seinem Bewusstsein für die Nöte des Handels bewiesen. Er verurteilt die Sonntagsöffnung zwar grundsätzlich, aber im konkreten Fall zeigt er mit seinem Pro zur Öffnung verantwortungsvolle Weitsicht.

martin.haar@stzn.de