Selbst gegen Mitt Romney, den bis zuletzt immer wieder patzenden Kandidaten der Republikanischen Partei, hat sich Demokrat Obama zum Sieg quälen müssen.

Wo sonst wird die Freude über die Wiederwahl des US-Präsidenten Barack Obama so groß sein wie in Deutschland? Schließlich begleiten ihn gerade hierzulande groteske Heilserwartungen und eine Woge der Sympathie seit seinem Wahlkampf vor vier Jahren. In einem Ausmaß, das allenfalls mit dem miserablen Ansehen George Bushs zu erklären ist, den Obama abgelöst hat.

Das Wahlergebnis indes stutzt den Präsidenten auf genau das Maß, das ihm zukommt. Selbst gegen Mitt Romney, den bis zuletzt immer wieder patzenden Kandidaten der Republikanischen Partei, hat sich Demokrat Obama zum Sieg quälen müssen. Kein Wunder: Seine Regierungsbilanz ist zwar in der Tat kein Hinderungsgrund für die Wiederwahl. Aber sie ist weit davon entfernt zu glänzen.

Den Schuldenwahn George Bushs setzt Obama bis heute fort. Der Ausstieg aus den vom Vorgänger geerbten Kriegen im Irak und in Afghanistan gelingt ihm eher schlecht als recht. Und im Kampf gegen den Terrorismus ist Obama zum uneingeschränkten Drohnen-Krieg über- und damit weit über Bush hinausgegangen.

Dass das seinem Ansehen im friedensbewegten Deutschland nicht schadet, sei als bemerkenswerte Randnotiz festgehalten. Das schwächste Bild gibt Obama allerdings in der Wirtschaftspolitik ab. Wachstum niedrig, Arbeitslosigkeit hoch, Infrastruktur der wirtschaftskräftigsten Nation der Welt längst nicht mehr angemessen. Das sind in erster Linie die Themen, an denen die Amerikaner in vier Jahren messen werden, ob es richtig war, diesem Präsidenten eine zweite Chance zu geben. Will er sie nutzen, muss er sich steigern.