Die Unterkünfte an der Ersidorfer Straße sind laut den Worten eines Ehrenamtlichen „heruntergekommen“. Ähnlich sehen das die Bezirksbeiräte. Sie wollen einen raschen Neubau. Foto: Achim Zweygarth

Die Stadt steht in der Verantwortung, den Bewohnern der Unterkünfte ein sicheres und menschenwürdiges Obdach zu bieten. Die Bedenken der Bezirksbeiräte müssen ernst genommen werden.

Birkach - Vier Euro Nutzungsentgelt pro Quadratmeter würden bei einer Unterbringung in den Unterkünften an der Erisdorfer Straße anfallen, teilt der Sprecher der SWSG mit. Die einfache Ausstattung mache es möglich, die Preise so niedrig zu gestalten. Das sind gute Nachrichten für den Staat. Denn die öffentliche Hand muss von Obdachlosigkeit bedrohten Bürgern eine Bleibe finanzieren. Solange bei diesem Preis gewährleistet ist, dass die Bewohner auch in einer sicheren und angemessenen Umgebung leben, gibt es nichts zu beanstanden.

Bezirksbeiräte und Anwohner haben daran allerdings Zweifel. Sie haben die Unterkunft besucht und wollen breite Risse im Mauerwerk gesehen haben. Zu entscheiden, ob diese für die Stabilität des Gebäudes Bedeutung haben, dafür reicht der bloße Augenschein nicht aus. Aber es ist nun Aufgabe der Stadt und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG, auf die Bedenken einzugehen und sie zu entkräften. Die Bezirksbeiräte zeigen Verantwortung, indem sie sich für die Sicherheit der Bewohner in den Unterkünften einsetzen. Denn sie sind Bürger wie alle anderen auch. Ihre menschenwürdige Unterbringung zu garantieren, darf rechtlich und moralisch gesehen keine Frage des Geldes sein. Ob die Schlussfolgerung der Bezirksbeiräte und der Anwohner-Initiative Birkach Nord, ein Neubau dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden, richtig ist, darüber müssen Fachleute befinden. Dank der Beharrlichkeit der Bezirksbeiräte schauen sie nun vielleicht noch einmal genau hin.

Es besteht kein Zusammenhang

Auf einem anderen Blatt steht, ob die Frage eines Neubaus der Unterkünfte mit dem Wunsch verknüpft gehört, das umstrittene Bauprojekt auf dem Palotti-Areal abzuwenden. Sachlich besteht kein Zusammenhang. Selbst wenn an der Erisdorfer Straße über die Fürsorgeplätze hinaus bei einem Neubau neue Wohnungen entstehen sollten, was hat das mit den Plänen der Kirche zu tun? Die Verbindung beider Themen in einem Zungenschlag birgt außerdem den Verdacht, dass die Belange der Unterkunftsbewohner nur ein Vorwand sind. Den Schuh sollten sich die Bezirksbeiräte bei ihrem richtigen Vorgehen in Sachen Erisdorfer Straße nicht anziehen.