Neues Motiv der bundesweiten Anti-Aids-Kampagne „Mach’s mit Kondom“ Foto: bzga

„Ich mach’s mit meinem Mann“, steht auf einem neuen Plakat gegen Aids. StN-Autor Uwe Bogen sah’s und musste eine Kolumne darüber schreiben.

Stuttgart - Nicht jede Werbebotschaft, die vom Straßenrand knallt, legt es darauf an, auf Anhieb verstanden zu werden. Litfaßsäulen und Plakatwände lassen uns gern rätseln, auf dass der Groschen, wenn er denn gefallen ist, umso tiefer sitzt.

Man hat uns zum „Umparken im Kopf“ aufgerufen – es war der Aufschrei einer belächelten Automarke nach Anerkennung. „Nur mehr ist uns zu wenig“ – mit diesem Spruch gibt ein Zigarettenhersteller unverhohlen zu, dass er uns Jahre raubt. Mehr Leben, so die Ansage, ist zu wenig, wenn man nicht raucht.

Doch wir müssen die Askese auch nicht zu weit treiben, will uns eine attraktive blonde Frau sagen, die mich dieser Tage auf meiner Fahrt zur Arbeit aus einem Leuchtwerbekasten angelächelt hat.

Mich kann sie nicht meinen.

Typ Maria Furtwängler, dachte ich, ehe mir dieser sonderbare Plakattext auffiel. Denn was steht in weißer Schrift auf ihrer blauen Bluse? Ich musste zweimal hinschauen. Auch auf den zweiten Blick blieb die Gute dabei. „Ich mach’s mit meinem Mann“, erklärt sie strahlend. Mich kann sie nicht meinen. Es ist kein Flirtversuch. Ich bin nicht ihr Mann.

Ist’s eine so große Besonderheit, überlegte ich, wenn es eine Frau mit ihrem eigenen Mann „macht“, dass man dies im Straßenverkehr kundtun muss? Kommt dies heutzutage etwa selten vor, weil’s eine Frau in diesen modernen Zeiten eher mit dem Hamster, dem besten Freund ihres Mannes, der Nachbarin oder ihrem Dildo tut?

Oder soll mit diesen Plakaten der katholische Landesbischof in Rottenburg erfreut werden, wenn er nach Stuttgart kommt? Er würde sehen, dass die bunte Vielfalt zur klassischen Rollenverteilung zurückkehrt ist – die Ehefrau liebt ihren Ehemann. „Ich mach’s mit meinem Mann“ müsste dem Bischof gefallen – solange nicht der Stuttgarter CDU-Kreischef auf dieser Plakatwand abgebildet ist.

Mach’s gut! Mach’s halblang! Mach’s besser! Mach’s nach! Mach’s mit!

Mach’s gut! Mach’s halblang! Mach’s besser! Mach’s nach! Mach’s mit!

Es war natürlich ein Plakat aus der „Mach’s mit Kondom“-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die neuen Motive im Kampf gegen Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten sind jetzt bundesweit auf über 65 000 Plakatflächen zu sehen. Der Fachverband Außenwerbung stellt sie zur Prophylaxe kostenfrei zur Verfügung.

Ist die Frau mit der blauen Bluse, die es kirchlich konform mit dem Gatten macht, eine Reaktion auf frühere Proteste? Bei einer alten Staffel dieser Safer-Sex-Kampagne war mal ein Mann zu sehen, der den Ehering vom Finger streift. Dicker Text auf dem Plakat: „Ich will’s unartig.“

„Ich muss erst was gegen meine Filzläuse machen“

Ob unartig oder brav – wer Krankheiten verhindern will, darf nicht moralisch werten. So artig geht’s in der Familie der Blauen-Bluse-Dame übrigens gar nicht zu. Dies erkennt, wer das Kleingedruckte lesen kann – bei einer Werbung am Straßenrand dürfte dies nicht allen gelingen.

Also: Die Frau auf dem Plakat will mit ihrem Mann über „STIs“ sprechen, wie die sexuell übertragbaren Infektionen genannt werden. Es könnte sein, dass der Gatte von einem Seitensprung was mit nach Hause gebracht hat. „Süße“, könnte er sagen, „wart noch, wenn du’s mit mir machen willst – ich muss erst was gegen meine Filzläuse machen.“

Doch dann sagt die Frau vielleicht: „Ich hab’ genug von deinen Machwerken!“ Und reißt nicht ihre blaue Bluse runter, sondern die Plakate am Straßenrand. Aber Hauptsache, wir sprechen darüber.