Philippe von Belgien  Politisch zahlt sich sein ausgleichendes Wesen immer wieder aus. Foto: imago/Benoit Doppagne

Der belgische König hat vor zehn Jahren den Thron bestiegen. Anfangs belächelt, ist aus Philippe ein geachteter Monarch geworden.

König zu sein ist ganz einfach. „Mir ist es wichtig, dass die Bewohner dieses Landes glücklich sind,“ verriet Belgiens König Philippe einst einer Gruppe von Kindern. „Und was ich mache, könnt Ihr auch: mit Menschen zusammen sein, ihnen zuhören, manchmal helfen, Ratschläge geben. Es ist nicht sehr schwer. Dafür muss man auch kein König sein!“

Es scheint, als hätten sich die Belgier nach Philippe gesehnt, einem Monarchen, der kein Aufhebens macht und sein sprachlich, kulturell und politisch zerrissenes Land mit Freundlichkeit und stoischer Ruhe durch schwierige Zeiten führt. Am 21. Juli 2013 bestieg der damals 53-Jährige den Thron. Zuvor hatte sein Vater, Albert II., abgedankt. Seitdem hat sich Philippe den großen Respekt der Belgier erarbeitet.

Das exakte Gegenteil seines Vaters

Das Auftreten von Philippe und seiner Frau Mathilde erscheint als das exakte Gegenteil des turbulenten Lebens seines Vaters. Albert galt als „Bruder Leichtfuß“, seine Frau, Königin Paola, in den 60ern als „Partyprinzessin“. Paola gewährte vor Kurzem im Fernsehen einen erschütternden Einblick in die Abgründe ihrer Ehe. Anderthalb Stunden lang erzählte sie von einer verlorenen Jugend, zahlreichen Ehekrisen, Affären und den daraus folgenden Problemen mit den Kindern.

Zu allem Unglück brachte Albert II. auch noch eine uneheliche Tochter in den Palast. Erst nach einem aufsehenerregenden Vaterschaftsstreit entschied ein Gericht im Sinne der Künstlerin Delphine Boël, machte sie zur Prinzessin und zur Halbschwester des Königs. Philippe regelte die für das Königshaus unangenehme Situation ruhig und professionell: Noch vor einem ersten Treffen mit ihrem Vater empfing der König die heute 55-jährige Boël offiziell und begrüßte sie in der Familie.

Das diplomatische Geschick Philippes wird auf eine Probe gestellt

Auch politisch zahlt sich das ausgleichende Wesen des Monarchen immer wieder aus. Nicht umsonst ist er Langstreckenläufer. Es gelingt ihm, die niederländisch-sprachige Region Flandern und die französisch-sprachige Region Wallonie zusammenzuhalten. In den vergangenen Jahren gab es keine allzu großen Probleme mit den flämischen Nationalisten. Internationale Anerkennung erwarb sich Philippe, als er als erster belgischer König zum 60. Jahrestag der Unabhängigkeit des Kongo sein tiefes Bedauern für die Grausamkeiten während der belgischen Kolonialherrschaft ausdrückte. Nach diesem historischen Eingeständnis reiste er in das afrikanische Land.

Das diplomatische Geschick Philippes wird wohl bald wieder auf eine harte Probe gestellt. Die politischen Aufgaben des belgischen Königs als Oberhaupt der konstitutionellen Monarchie sind zwar begrenzt, aber er hat eine wichtige Rolle als Vermittler bei der Regierungsbildung. Die nächsten Wahlen stehen kommendes Jahr ins Haus – und wegen der starken politischen Polarisierung wird ein schwieriges Ergebnis erwartet.

Notorisch zerstrittenes Belgien

Mit einigem Schrecken erinnern sich die Belgier an die Parlamentswahl im Jahr 2010. Damals dauerte es unter Albert II. ganze 541 Tage, ehe eine Koalition stand – ein trauriger Weltrekord. Das ist ein Grund für das derzeitige hohe Ansehen der Monarchie in Belgien. Sie gilt vielen in dem notorisch politisch zerstrittenen Land inzwischen als ein Garant für Ruhe und Konstanz. Auch das ist ein Verdienst von König Philippe.