In der ehemaligen Kinderklinik finden nun chronisch psychisch Kranke Hilfe und Schutz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mit dem neuen Behandlungszentrum Stuttgart-Mitte in historischem Ambiente bietet das städtische Klinikum den Patienten eine nahe und niederschwellige Anlaufstelle.

Stuttgart - Angesichts der neuen, hellen Räume, die das historische Ambiente des denkmalgeschützten Gebäudes in der Türlenstraße 22 integriert wurden, entfuhr Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle der begeisterte Ausruf: „Das ist ja richtig geil hier!“ Auch die anderen zahlreich erschienenen Gäste zeigten sich bei der Eröffnung des neuen Psychiatrischen Behandlungszentrums Stuttgart-Mitte am Freitag angetan. Einen besonderen architektonischen Höhepunkt bildet im dritten Obergeschoss mit großen Fensterfronten und einer Dachterrasse die zukünftige Begegnungsstätte mit Patienten-Café.

Ursprünglich wurde das Gebäude zwischen 1908 und 1915 als Kinderkrankenhaus erbaut. Das Land Baden-Württemberg, Stuttgart als Träger und das Klinikum selbst haben rund sieben Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. Jetzt sind dort nach zweijähriger Bauzeit die Tageskliniken und die verschiedenen Ambulanzen der Psychiatrie, die Suchtmedizin und die sogenannte Memory Clinic – eine Ambulanz für ältere Menschen mit seelischen Problemen – untergebracht. Einen Schwerpunkt bildet das Sozialpsychiatrische Behandlungszentrum für die gemeindenahe Versorgung von chronisch psychisch kranken Menschen.

Immer mehr Patienten wenden sich direkt an die psychiatrische Tagesklinik

Wölfle betonte, dass Menschen in seelischer Not in den neuen Räumen „ein niederschwelliges Behandlungsangebot finden, das ihnen wohnortnah Hilfe und Schutz bietet“. Auch für den Ärztlichen Leiter des Zentrums für Seelische Gesundheit, Professor Martin Bürgy, ist es wichtig, „mit dem Behandlungszentrum näher an den Patienten zu sein“. Er zeigte sich zufrieden, dass sich inzwischen einige Patienten direkt und rechtzeitig an ihn und sein Team wenden, wenn sie seelische Probleme haben. „Wir konnten das Vertrauen zu den Patienten aufbauen“, zeigte sich Bürgy zufrieden. Dass die neuen Räume zentrumsnah und für die Patienten gut erreichbar sind, sei ein weiterer Vorteil und sorge auch für eine Entstigmatisierung der psychischen Erkrankungen. Etwa die Hälfte der Patienten wird von den Akutaufnahmestationen in Bad Cannstatt in die Tagesklinik des Behandlungszentrums weitervermittelt. Dort werden die Patienten wieder an die Belastungen des Alltags herangeführt, und es wird eine Perspektive für die Zukunft entwickelt. Die Wartezeit für die Tagesklinik beträgt allerdings meist einige Wochen. Das Zentrum für Seelische Gesundheit ist für gut drei Viertel des Stuttgarter Stadtgebiets zuständig. Die übrigen Bereiche werden durch das Furtbachkrankenhaus abgedeckt.

Mit dem Behandlungszentrum kommt die 2007 begonnene Neuordnung der Psychiatrischen Versorgung des Klinikums Stuttgart zum Abschluss. „Den Standort Bürgerhospital haben wir damit auch offiziell aufgegeben und an die Stadt übergeben“, sagte Dr. Ralf-Michael Schmitz, Geschäftsführer des Klinikums Stuttgart. Er dankte allen Beteiligten für die Belastungen, die sie während des Umzugs auf sich nehmen mussten. Die Neuordnung der Psychiatrie ist Teil der Neustrukturierung und Konzentration des Klinikums Stuttgart auf zwei Standorte in der Stadtmitte und in Bad Cannstatt.