Das freut den Globus: Die Zonen fehlenden Ozons – blau, hier Messungen aus dem Winter 1999/2000 – werden kleiner. Foto: NASA

Die Zonen fehlenden Ozons schließen sich – Karlsruher Forscher warnen vor neuen Schädigungen. So könnte das chemische Element Brom die schützende Schicht zersetzen.

Karlsruhe - Die Heilung ist endlich eingetreten: 30 Jahre bangten Wissenschaftler um die schützende Ozonschicht, die das Leben auf der Welt vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne schützt. Nun kam die erlösende Nachricht seitens der World Meteorological Organization (WMO): Die Lücken fehlenden Ozons werden kleiner – und haben sich bis 2050 wohl vollkommen geschlossen.

Es ist das Paradebeispiel dafür, wie wirksam Umweltschutz sein kann – wenn er nur vehement genug und vor allem weltweit betrieben wird. Anfang der 80er Jahre war zum ersten Mal von einer besorgniserregenden Ausdünnung der Ozonschicht die Rede. Kurze Zeit später waren auch die Auslöser der für Tier und Mensch gefährlichen Entwicklung gefunden: Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW genannt, die vorwiegend in Form von Chlor für Sprühdosen, Kühlschränke und Klimaanlagen verwendet wurden und das stratosphärische Ozon zersetzen. Mit Hilfe eines Staatenvertrags, dem sogenannte Montreal-Protokoll, wurde 1987 der Einsatz dieser Schadstoffe verboten. „Dies hat maßgeblich zur Besserung der Ozonschicht beigetragen“, bestätigt auch Peter von der Gathen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Nur, zu sehr freuen darf man sich nicht: Denn auch wenn der Patient namens Ozonschicht auf dem Weg der Besserung ist, so kann von Heilung noch keine Rede sein. Denn nicht nur das FCKW wirkt schädlich auf die Ozonschicht ein, auch das chemische Element Brom wird verdächtigt, Ozon zu zersetzen. Es wird in der Industrie etwa in Feuerschutzmitteln, Bleichmitteln und bei Fotoentwicklungslösungen eingesetzt. „Brom ist im Vergleich zu FCKW noch nicht gut genug erforscht“, so von der Gathen.

Der Messballon war so groß wie der Eiffelturm und so schwer wie ein Eisbär

Wie schädlich Brom tatsächlich ist, dem geht zurzeit das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nach. „In der Ozonschicht reagiert Brom mit anderen Stoffen und wird gefährlich“, erklärt Diplommeteorologe Hermann Oelhaf vom KIT. In der kanadischen Provinz Ontario ließen die Forscher Anfang September einen Ballon in die 30 Kilometer hohe Stratosphäre steigen, bestückt mit mehreren Messinstrumenten. Mit 400 000 Kubikmetern war der Ballon so groß wie der Eiffelturm und mitsamt den Geräten 760 Kilogramm schwer, was dem Gewicht eines Eisbären entspricht. 17 Stunden – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – führte der Ballon Messungen durch. „Wir haben von der Atmosphäre einen Fingerabdruck erstellt“, so Oelhaf. Die Forscher untersuchten ihre Zusammensetzung, wie sich die Gase relativ der Tageszeit verändern und wie die Reaktion untereinander aussieht.

Die gemessenen Daten wurden nun für die Auswertung nach Karlsruhe geschickt. Erste Ergebnisse werden frühestens in vier Monaten vorliegen. „Schlimmstenfalls kann herauskommen, dass Brom stärker kontrolliert werden muss“, sagt Oelhaf. Doch anders als beim FCKW gibt es für Brom bislang noch keinen gleichwertigen Ersatz, den die Industrie nutzen könnte: „Man müsste noch mal neu in die Forschung gehen“, so Oelhaf. „Derzeit stammen rund 80 Prozent des Chlors und etwa die Hälfte des Broms in der Stratosphäre vom Menschen“, so von der Gathen. „Wenn wir weiter aufpassen und auch Brom genauer untersuchen, sollten die Probleme um das Ozonloch bald der Vergangenheit angehören.“