Im Angebot gab es jede Menge handgefärbte Wolle. Foto: Michael Steinert

Die vierte Ausgabe des Wollmarkts in Kirchheim rund um das Schloss lockt zahlreiche Händler und Besucher an. Am Sonntag geht es weiter.

Kirchheim - In einer Zeit, in der wir immer mehr Werte verlieren, ist es wichtig, Tradition zu leben. Nur so wissen wir, wo wir in unserer Gesellschaft stehen.“ Die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker hat bei der Eröffnung des vierten Wollmarkts der Neuzeit durchaus nachdenkliche Töne angeschlagen. Im Jahr 2010 hat sich die Stadt auf ihre alte Tradition besonnen – immerhin beherbergte Kirchheim von 1819 bis 1914 den größten Wollmarkt Süddeutschlands. Von weit her, sogar aus der Schweiz und Österreich, kamen Menschen damals in die Stadt, um ihre Waren rund um Schaf und Wolle anzubieten oder zu kaufen.

Schon damals, so betonte die Oberbürgermeisterin, habe sich Kirchheim als weltoffene Marktstadt erwiesen, die auch an die internationalen Gäste gedacht habe. So sei während der Wollmarkt-Woche mit Rücksicht auf die zahreichen jüdischen Händler viel koscheres Essen gekocht worden.

Die Dimensionen von einst hat der Wollmarkt am Wochenende noch nicht erreicht. Verglichen aber mit dem Beginn im Jahr 2010, als sich gerade einmal 19 Händler an der Wiedergeburt des alle zwei Jahre stattfindenden Ereignisses beteiligen wollte, ist das Interesse gewaltig gewachsen. Die zahlreichen Besucher, die bereits am Samstag bei strahlendem Herbstwetter auf den Schloßplatz und in den Innenhof des Schlosses kamen, trafen dort auf 57 Händler, die ganz unterschiedliche Produkte im weitesten Sinn rund um die Wolle anboten.

Einen wachsenden Marktanteil, so drängte sich der Verdacht auf, beanspruchen jene Anbieter, die mit Alpaka-Produkten auf Kundenfang gehen. Aber auch jede Menge von Hand eingefärbte Schafwolle, handgefilzte Bekleidung, handgewebte Teppiche aus Schafs- und Baumwolle, aber auch Schafskäse und Lammeintopf warteten auf Kundschaft.

Eingebunden ist der Wollmarkt in die Kirchheimer Goldenen Oktobertage. Seit den 1970-er Jahren versuchen die dortigen Einzelhändler rund eine Wochen lang mit Sonderaktivitäten die Attraktivität der Stadt nicht nur für Einheimische, sondern auch für Gäste aus der Region zu erhöhen. Wie wichtig das ist, betonte die Kirchheimer Oberbürgermeisterin ebenfalls: „Der Konkurrenzkampf zwischen den Kommunen wird immer größer. Umso wichtiger ist es, mit einer attraktiven Innenstadt aufwarten zu können.“