Kurz hinter der Fahrradbrücke über die A 8 bei Kirchheim-Nabern soll das Portal für den Albvorlandtunnel entstehen Foto: Horst Rudel

Noch ist es nicht soweit: Im schlechtesten Fall könnten jedoch während der drei- bis vierjährigen Bauphase des Albvorlandtunnels 50 000 mit Erdaushub beladene Lkw durch Kirchheim rollen. Die Stadt fordert deshalb einen A-8-Vollanschluss für die ICE-Baustelle.

Kirchheim - Am Ende des zweistündigen Treffens in der Autobahnmeisterei Kirchheim hat Andreas Schwarz, der Kirchheimer Landtagsabgeordnete der Grünen, ein „positives Signal“ gesehen. Immerhin hat der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl zugesagt, dass seine Behörde noch einmal alle Möglichkeiten prüfen will, ob der von der Stadt Kirchheim geforderte Autobahn-Vollanschluss für den Abtransport der Erdmassen aus dem ICE-Albvorlandtunnel verkehrstechnisch möglich ist.

Allerdings, allzu viele Hoffnungen sollten sich die Kirchheimer nicht machen. Denn aktuell plant das Regierungspräsidium am Westportal des acht Kilometer langen Tunnels, der ungefähr ein Kilometer östlich der Anschlussstelle Kirchheim-Ost beginnen soll, lediglich eine Dreiviertel-Lösung. So sollen zwar leere Schwerlaster aus Richtung München und Stuttgart direkt von der Autobahn zur Baustelle abbiegen können. Die beladenen Laster können dann aber nur in Richtung München direkt wieder auf die Autobahn geleitet werden.

In Richtung Stuttgart, so die bisherige Meinung des Regierungspräsidiums, reiche der Abstand zur Anschlussstelle Kirchheim-Ost nicht aus, um eine Zufahrt zu bauen, mit deren Hilfe der fließende Verkehr auf der Autobahn mit den beladenen und vergleichsweise langsamen Erdtransportern harmonisiert werden könnte.

Noch sind die Arbeiten für den Aushub nicht vergeben. Es ist also noch vollkommen offen, in welche Richtung die Erdmassen abtransportiert werden. Sollte sich das Endlager aber in Richtung Stuttgart befinden, müssten, so der aktuelle Vorschlag des Regierungspräsidiums, während der drei- bis vierjährigen Bauzeit rund 50 000 Lastwagen auf einer 3,9 Kilometer langen Strecke quer durch das ohnehin schon lärmgeplagte Kirchheim geleitet werden. Die Strecke führt über die Tannenberg- und Einstein- zur Jesinger Straße und von dort auf die Umgehungsstraße, die B 297, zur Auffahrt Kirchheim-Ost.

Besondere Konsequenzen befürchtet die Kirchheimer Oberbürgermeisterin, Angelika Matt-Heidecker, für die Umgehungsstraße. Die Lärmschutzwand, die dort vor kurzem in Richtung Stadt errichtet worden ist, hat die Belastung der Bewohner auf der östlichen Seite weiter erhöht. Bei einem Abtransport der Erde auf dieser Straße müsse geprüft werden, ob die Belastung nicht so hoch werde, dass auch auf der östlichen Seite der B 297 Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden müssten.

Wichtig ist der Oberbürgermeisterin auch die geplante Verlegung des von Schülern aus dem Ortsteil Nabern stark frequentierten Radwegs. Da die bisher genutzte Brücke über die Autobahn ins Baustellengelände integriert wird, will das Regierungspräsidium in der Nähe eine Behelfsbrücke bauen. Das sei zwar erfreulich, sagt die Oberbürgermeisterin. Nach den bisherigen Planungen werde es aber dennoch zu einem direkten Aufeinandertreffen von Schwerlastverkehr und Radfahrern kommen. Das Regierungspräsidium hat zwar zugesagt, notfalls an dieser Stelle den Verkehr mit Hilfe einer Ampel zu regeln. Die Ratschefin wünscht sich aber, dass die Verantwortlichen noch einmal über eine alternative Radstreckenführung nachdenken.

Der erneute Vorstoß von Angelika Matt-Heidecker, auf der Autobahn auch auf Kirchheimer Gemarkung wie bis Wendlingen und ab Aichelberg generell Tempo 120 einzuführen, um so die Lärmbelastung auch in Kirchheim zu vermindern, ist beim Regierungspräsidenten indes erneut auf ziemlich taube Ohren gestoßen. Für eine solche Tempobeschränkung fehlten die rechtlichen Voraussetzungen, erklärte er. Es könnte also jederzeit ein Autofahrer dagegen klagen. Schmalzl: „Und ich verliere nur ungern vor Gericht.“