Eigentlich sollten in und um die Becken des Kirchheimer Freibads – wie auf diesem Foto – Spaß und Unbeschwertheit herrschen. Foto: Horst Rudel/Archiv

Laut der Polizei werden Asylbewerber der sexuellen Belästigungen von fünf zehn- bis 14-jährigen Mädchen im Freibad Kirchheim verdächtigt. Die Stadt will „hart durchgreifen“.

Kirchheim - Das Freibad in Kirchheim/Teck (Landkreis Esslingen) stand am Mittwochnachmittag im Fokus der Polizei. Die Beamten mussten dorthin ausrücken, weil es zu mehreren sexuellen Übergriffen, Körperverletzungen und Widerstandshandlungen gekommen war. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich laut Sven Heinz, einem Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, durchweg um junge Männer aus Asylbewerberkreisen und – „ nach dem äußeren Erscheinungsbild zu schließen“ – mit Migrationshintergrund. Die Stadt will schnell reagieren und kündigt bereits zum kommenden Wochenende an, einen Sicherheitsdienst im Freibad einzusetzen.

Die Opfer sind „teilweise völlig aufgelöst“

Fünf Mädchen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren haben sich laut Polizei bisher gemeldet, weil sie ihren Angaben zufolge von verschiedenen Männern im Alter von etwa 20 bis 30 Jahren sexuell belästigt wurden. Ihnen seien im Strömungskanal zum Teil die Bikinioberteile und -hosen vom Leib gezerrt worden, die Täter hätten sie unsittlich an den Brüsten, am Po und im Schritt berührt, und in einem Fall soll ein etwa 25 bis 30 Jahre alter Mann sein erigiertes Glied an einem der Mädchen gerieben haben. „Teilweise unter Tränen und völlig aufgelöst“ haben sich die Mädchen und ihre Mütter laut Sven Heinz den Beamten offenbart.

Aufgrund von Zeugenhinweisen ist ein 21-jähriger Asylbewerber aus dem Irak identifiziert worden, der einer Elfjährigen an den Po gefasst haben soll. Ein weiterer Tatverdächtiger – sein Alter wird mit Anfang 20 beschrieben –, der vom Bademeister zur Rede gestellt wurde, konnte sich im allgemeinen Tumult aus dem Staub machen. In allen Fällen seien die Täter als „arabischstämmig“ beschrieben worden, so Sven Heinz. Die Beamten hätten die Ermittlungen aufgenommen und gingen allen Vorwürfen nach. Die Polizei in Kirchheim, Telefonnummer 0 70 21 / 50 10, bittet mögliche weitere Opfer, sich zu melden.

Angelika Matt-Heidecker, die Kirchheimer Oberbürgermeisterin, zeigte sich „entsetzt“ über die Vorfälle. Es gelte jetzt, „hart durchzugreifen“, sagte sie auf Anfrage unserer Zeitung. Es könne nicht angehen, „dass Eltern Angst haben müssen, ihre Kinder ins Freibad zu lassen“. An heißen und belebten Tagen seien deshalb künftig Sicherheitskräfte im Bad präsent. Zudem seien die Bademeister angewiesen, schneller von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Verweise auszusprechen. Ferner sollen die Bademeister schneller die Polizei rufen. Außerdem sei ab sofort strikt untersagt, im Strudelkanal stehen zu bleiben, um vorbeischwimmende Mädchen begrapschen zu können. Wer sich dem widersetze, müsse das Bad unverzüglich verlassen.

Allein die Verhaltensregeln, die nach Angaben der Rathauschefin bereits an verschiedenen Stellen der Einrichtung aushängen, hätten offenbar nicht die erhoffte Wirkung gezeitigt, so Matt-Heidecker. Es müsse diesen jungen Männern – über den Stadtpass erhielten sie kostenlos eine Freibad-Dauerkarte – klargemacht werden, „wie wir hier zusammenleben. Und wer das nicht begreift, der kann nicht hier bleiben“, stellt sie klar.

Polizei erscheint wegen eines renitenten Badegasts

Zunächst waren die Einsatzkräfte gerufen worden, weil sich ein 17-jähriger aus Mali stammender Asylbewerber, der in Notzingen untergebracht ist, partout nicht an die Sicherheitsregeln des Freibads halten wollte. Er war mehrfach von der Seite ins Becken gesprungen und hatte Badegäste gefährdet. Als ihn der Bademeister der Einrichtung verweisen wollte, weigerte er sich zu gehen. Den herbeigerufenen Polizeibeamten gegenüber machte er keine Angaben zu seiner Person, weshalb ihn diese mit aufs Revier nehmen wollten. Dagegen habe sich der junge Mann erneut gesperrt. Er wurde überwältigt, wobei zwei 25 und 44 Jahre alte Beamte leicht verletzt worden seien. Der junge Mann habe Unterstützung von rund 30 Badegästen erhalten, die die Polizisten übel beschimpften. Ein Bademeister, der die aufgebrachte Menge zurückhalten wollte, wurde von einem der Umstehenden am Hals gepackt und zu Boden gestoßen. Gegen den 17-Jährigen und den noch unbekannten Schläger werde wegen Körperverletzung ermittelt. Während dieses Einsatzes seien die Beamten von anderen Badegästen auf die sexuellen Übergriffe aufmerksam gemacht worden.

Es könne nicht akzeptiert werden, dass sie als Verwaltungschefin bei den Kirchheimer Bürgern für ein Miteinander mit den Flüchtlingen werbe, während sich einige Asylbewerber nicht an die hiesigen Gepflogenheiten hielten, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Es müsse deshalb unbedingt ein Bestandteil der Integrationsbemühungen sein, diesen Menschen „unsere Kultur und unsere Werte zu vermitteln“ und ihnen zu zeigen, „wie wir hier miteinander umgehen“, ist die Rathauschefin überzeugt.