1000 Ballen Stroh wurden herangekarrt für die Villa Stroh Foto: fotolia

Auch beim Stuttgarter Kirchentag gibt es wieder ein „Zentrum Kinder“ mit Spiel und Spaß sowie Kreativ- und Mitmachangeboten für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren im Stadtgarten und dem Uni-Campus Mitte. Es nennt sich „Villa Stroh“.

Stuttgart - Es hämmert und klopft. Elektrosägen kreischen, Schubkarren mit Strohballen rollen ein und aus. 30 Studierende und einige Baufachleute wie der Zimmermann Hubert Heinrichs legen sich ins Zeug.

Schließlich solle am Abend Richtfest für die „Villa Stroh“ sein. Eigens für den Kirchentag ist auf der Wiese vor der Hochschule für Technik ein imposantes Kunstwerk aus rund 1000 gepressten Strohballen und Holzpfeilern entstanden. Das 120 Quadratmeter große „temporäre Gebäude“, wie es Professor Andreas Löffler als Projektleiter bezeichnet, steht während des Kirchentags im Stadtgarten zwischen Theodor-Heuss- und Kriegsbergstraße und damit mitten im so genannten „Zentrum Kinder“.

In der überdachten Villa werden zwischen 3. und 6. Juni im Stundentakt biblische Geschichten nach dem Motto „Klug wie Stroh“ vorgetragen. Bis zu 80 Kinder können im größeren der beiden Räume Platz finden. „Wir sitzen in der Scheune und erzählen eine Geschichte“, sagt Frank Widmann. Ein kleinerer, abgetrennter Bereich ist als „Raum der Stille“ als Rückzugsort gedacht.

„Die Villa Stroh ist ein tolles Haus geworden. Sie ist auch ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit und leistet damit einen direkten Beitrag zum Kirchentagsmotto ,damit wir klug werden’“, sagt Carsten Kranz. Der stellvertretende Geschäftsführer des Kirchentags betont zugleich die „sehr erfrischende, enge Zusammenarbeit“ mit der Hochschule.

Für die Studenten war es weit mehr als eine rein handwerkliche Tätigkeit. Im Rahmen ihres Masters-Studiengangs Architektur beschäftigten sie sich im Wahlfach „Bauen mit natürlichen Materialien“ seit Monaten wissenschaftlich mit dem Projekt. Sieben verschiedene Entwürfe standen intern im Wettbewerb, der Vorschlag mit den meisten Punkten wurde schließlich realisiert.

„Von der Planung bis zur praktischen Umsetzung lag alles in ihrer Hand. Das kommt in dieser Form selten vor und hat deshalb einen unschätzbar wichtigen Lerneffekt für unsere Studenten“, sagt Andreas Löffler. Er sieht nicht nur den Kirchentag als Profiteur der Villa Stroh.

Nach dem Kirchentag findet noch ein kleines Fakultätsfest in der Villa statt, ehe diese wieder abgebaut wird. Das von einem Landwirt der Region gelieferte Stroh ist für Stallungen der Polizei vorgesehen, Pfeiler und Dachelemente sollen für ein Waldheim der Landeskirche nachgenutzt werden. „Alle hier verwendeten Materialien werden komplett recycelt“, verspricht Andreas Löffler.