Foto: Entwurf: Schmidt und Roeder

Das Siedlungswerk und die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft wollen den bereits seit Ende 2006 geplanten Bau von 200 Wohnungen am Rand des Killesbergparks zurückstellen.

Stuttgart - Das Siedlungswerk und die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft wollen den bereits seit Ende 2006 geplanten Bau von 200 Wohnungen am Rand des Killesbergparks zurückstellen. Die Bauträger befürchten Schäden, weil unter dem Baufeld ein Tunnel für das Bahnprojekt Stuttgart 21 gegraben wird.

Das Siedlungswerk und die SWSG hatten im November 2006 den von der Stadt ausgelobten Architekten- und Investorenwettbewerb für ein 2,6 Hektar großes Gelände an der Maybachstraße gewonnen. Der frühere Messeparkplatz sollte sich nach dem Neubau der Ausstellungshallen beim Flughafen zügig zum Wohngebiet wandeln und die allseits beklagte Wohnungsnot lindern helfen.

Bereits 2001 war das am Rand des Stadtbezirks Feuerbach gelegene Gelände als Reservefläche für den Wohnbau identifiziert worden. Allerdings gab es dafür keinen Bebauungsplan. Der Gemeinderat soll das speziell an den Wettbewerb angepasste Planwerk voraussichtlich im Juli verabschieden.

Die Bagger werden sich dennoch nicht in Bewegung setzten, denn das Siedlungswerk (SW), das die Arbeitsgemeinschaft mit der städtischen SWSG anführt, liegt mit der Deutschen Bahn AG im Clinch. Strittig ist dabei nicht nur, wer das durch den Tunnelbau entstehende Risiko übernimmt. Ungeklärt ist bisher auch, wer die Mehrkosten beim Hausbau trägt. "Wir müssten wegen des Tunnels zusätzlich eine halbe Million Euro in die Fundamentierung stecken", sagt SW-Geschäftsführer Bruno Möws. Der Tunnel schneidet das Baugelände zwar in 40 Meter Tiefe, "bei den gegebenen Bodenverhältnissen ist aber eine bessere Gründung nötig", erläutert Möws die Misere. Bis zu fünf Zentimeter Geländeabsenkung sollen durch Dehnfugen in der Tiefgarage aufgefangen werden. Würden die 14 elliptisch angeordneten Stadthäuser samt Tiefgarage für 265 Autos erst nach Abschluss der Tunnelbauarbeiten entstehen, könnte die halbe Million gespart werden. Da nicht nur Eigentums-, sondern auch Mietwohnungen entstehen sollen, rechnet das Siedlungswerk besonders spitz.

"Wir haben intensiv nachgedacht und wollen erst bauen, wenn der Bahntunnel im Rohbau fertig ist", sagt Möws. Er rechnet damit bis Anfang 2012. Die Zeitpläne der Bahn AG, die aus 2008 stammen, sehen allerdings anders aus. Mit dem Tunnel soll erst 2012 begonnen werden. Die Röhre wäre dann wohl 2014 im Rohbau fertig, vor 2016 könnte keine der Wohnungen, die mit Kaufpreisen zwischen 2500 und 5000 Euro pro Quadratmeter und mindestens zehn Euro Kaltmiete auf eine einkommenskräftige Kundschaft zielen, bezogen werden.

Vertiefte Planungen liefen, neuere Jahreszahlen gebe es aber noch nicht, so ein Bahn-Sprecher auf Anfrage. Ein Absacken des Geländes um mehr als fünf Zentimeter sei "rein spekulativ". Die Haftungsfrage stelle sich erst im Schadensfall, so der Sprecher.

Auch die Frage, ob die Käufer und Mieter der Wohnungen womöglich Geräusche vom Zugverkehr im Untergrund wahrnehmen könnten, lässt sich heute nicht abschießend klären. Trete der Fall ein, so Baubürgermeister Matthias Hahn, werde die Stadt auf eigene Kosten unter den Schienen ein sogenanntes Masse-Feder-System einbauen lassen. Es dämpft Schwingungen und Geräusche. Die Kosten sind unklar.

Im Aufsichtsrat der städtischen SWSG beobachtet man die Entwicklung mit Sorge. Könne der Parkplatz nicht bebaut werden, wachse wegen des Mangels der Druck zum Bau von Wohnungen auf der grünen Wiese. Starte der Wohnungsbau an der Maybachstraße zu spät, konkurriere er mit dem auf dem Killesberg. Noch, so die Aufsichtsräte, haben SWSG und Siedlungswerk den alten Messeparkplatz nicht gekauft. Das Liegenschaftsamt bestätigt dies. Die Stadt will für die Fläche elf Millionen Euro.