Nehmen die Prüfung ab: Hinter Coach Lalli ist Sandro Peters in Bewegung. Foto: z

In Zeiten von Corona sind die Gürtelprüfungen in Kampfsportschulen gar nicht so einfach.

Kornwestheim - Die Farbe des Gürtels sagt bekanntermaßen einiges über die Fähigkeiten eines Kampfsportlers aus. Weiß tragen die Anfänger, im Laufe der Zeit und des Trainings wird es immer dunkler, bis hin zu schwarz. Aber die Farben muss sich ein jeder erst einmal verdienen. Dafür stehen in bestimmten Abständen Gürtelprüfungen an, bei denen sich die Athleten beweisen müssen – in Theorie und Praxis. Wie so etwas in Zeiten von Corona funktioniert, ohne sich persönlich zu begegnen, hat jüngst die Kampfsportschule „Fight and Fun“ mit ihrem Inhaber Lazaros „Lalli“ Emmanouilidis gezeigt.

Mit seinem Team „Lalli 1“ tritt Emmanouilidis bei Spitzenwettkämpfen rund um den Globus an, das Ganze unterm Dach des SV Kornwestheim. Nur: Ohne Nachwuchs geht gar nichts. 84 junge Prüflinge traten nun an, um im Kickboxen in den eigenen vier Wänden ihre nächste Gürtelfarbe zu erreichen. Am ersten Tag stellten sich die Kämpfer von Weiß bis Orange, Tags darauf waren die Farben Orange-grün – es gibt auch Abstufungen – bis Blau an der Reihe. „Alle haben bestanden“, berichtet Lalli. Er selbst fungierte als Prüfer, unterstützt von drei Schwarzgurten: Kevin Wehner, Felix Anschütz und Sandro Peters.

Bei den Gürtelprüfungen geht es um Techniken, Bewegungen, den richtigen Stand, die richtigen Block-Aktionen – aber auch um das Wissen um die Sportart. „Bei den Jüngeren sind das unter anderem auch die Verhaltensregeln, die bei uns hier herrschen, aber auch die Gürtelfarben müssen die Kämpfer wissen“, betont Lalli. Begebe man sich mit den Jahren in „dunklere Gefilde“, werde es anspruchsvoller. Online-Prüfungen von zuhause aus sind dabei kaum mehr möglich. „Es geht um Sparring, um Kämpfe und auch um Bruchprüfungen, also das Durschlagen eines Holzstückes oder Ähnliches“, sagt Lalli, „das funktioniert im eigenen Wohnzimmer dann eher nicht so gut.“ In der Theorie darf es bei den Älteren dann schon auch mal ein Referat zum Thema Teamgeist oder Mut sein. Ein Kraft- und Fitnessprogramm rundet die Prüfung ab.

Normalerweise werden die Gürtelprüfungen von Gästen aus anderen Kampfsportschulen oder befreundeten Kämpfern abgenommen. Auch Lalli selbst war schon häufig anderswo, um die Sportler zu prüfen. All das ist in diesen Zeiten nicht möglich. So lief das Prozedere intern ab, per Zoom-Videomeeting. Lalli: „Andere Sportschulen waren nicht so begeistert von der Idee, aber die Ergebnisse waren alle vollkommen gerechtfertigt.“ So hätten die Kinder noch vor Weihnachten ihre Gürtel bekommen. „Und ich bekomme von jedem noch ein Foto, hoffentlich richtig gebunden – auch darauf wird Wert gelegt.“

Auch bei der Zeit, in der sich ein Kickboxer bei den Farben hocharbeitet, lässt Lalli nur wenig mit sich reden. „Frühestens nach sieben Jahren gibt’s hier den schwarzen Gürtel, außerdem sollte man mindestens 16 Jahre alt sein.“ Die Erfahrung zeige, dass das realistisch sei. Es könne aber auch mal eine Halb-Stufe übersprungen werden.

Nicht nur bei den Prüfungen läuft im Fight and Fun derzeit alles online, auch das komplette reguläre Training findet coronabedingt im Internet statt. „Wir sind fleißig, das Angebot wird auch geschätzt und angenommen. Aber der persönliche Kontakt fehlt natürlich“, sagt Lalli, den jedoch eine besondere Geschichte positiv stimmt: „Im November hatten wir drei Neuanmeldungen. Die haben die Kampfsportschule nur bei ihrem Probetraining von innen gesehen und machen seitdem ausschließlich online mit – und sind begeistert. Wir machen irgendetwas richtig.“